Weil heute Montag ist und ich nach einer elendigen Männergrippe jetzt langsam meine Saison 2019 einläute, habe ich mal ein paar Gedanken und Tipps zum Thema Motivtation zusammengeschmissen. Interesse? Dann kommt doch mit. Ich werde bei Zeitfahren häufig gefragt, wie ich das hinbekomme. Also das vorne Landen. Das muss ja offenbar an meinen Monsterwattwerten liegen. Und natürlich am Material. Obwohl, das braucht dann ja schnell wieder niemand, sobald ich beim Erzählen Richtung spezieller Reifen, Latexschläuche und Co. abfdrifte. Also was macht einen guten Zeitfahrer aus, zudem wenn er nicht jedes Jahr jünger wird? Ich kann euch je nach Standpunkt beruhigen, Hoffnung machen oder auch die Illusionen nehmen. Es ist nämlich primär Kopfsache. Und damit meine ich an dieser Stelle nicht, wie dicht der auf dem Cockpit klebt. Was mir die letzten Jahre am meisten geholfen hat, war die innere Einstellung. Und zwar nicht erst am Wettkampftag, sondern auch im Training und sogar über das ganze Jahr. Ein super Beispiel hierfür war 2018: ich war mir bis zum Februar nicht sicher, ob ich überhaupt noch Wettkämpfe fahren will. Der ganze Aufriss verbunden mit dem Megacrash beim King of the Lake 2017 waren lange Zeit Argumente dagegen. Irgendwann habe ich dann aber gemerkt, dass mir ohne das Rennfieber was fehlen würde. Und dann ging es in die Planung und wieder ans struktierte Training mit Vorgaben vom Trainer bei STAPS . Da es schon relativ spät war, habe ich meine Saison mit einem Peak im September geplant, statt schon im Mai bei den Nordmeisterschaften in richtig guter Form zu sein. Das hat dann auch wie am Schnürchen geklappt. Also Beides: nicht Nordmeister zu werden, aber im Herbst ordentlich zu rocken. Mit dem Sieg am Attersee und dann auch noch in Almere beim Monsterzeitfahren über satte 137 Kilometer. Also merke Punkt eins: eine Struktur ist wichtig, um motivational bei der Stange zu bleiben und Fortschritte oder eben auch mal nicht im Training richtig einordnen zu können. Punkt zwei, und da kann ich vielleicht einige von euch beruhigen: auch ich habe in JEDEM Zeitfahren den Punkt, wo es mir so dreckig geht, dass ich kurz vorm rechts Ranfahren bin. Dann wäre das Brennen in Lunge und Beinen ja sofort vorbei. Das kann man aber vermeiden. Und zwar mit der richtigen Einstellung. Wie? Ganz einfach, man muss im Training regelmäßig genau da hin gehen, wo man im Wettkampf auch ankommt. Also da, wo es so richtig eklig wird! Von den Wattwerten klappt das bei mir zwar nicht so ganz, von der gefühlten Erschöpfung aber bombig. Wie oft ich nach Intervallen würgend am Straßenrand stehe, habe ich aufgehört zu zählen. Muss aber immer lustig aussehen. Eine Stufe weiter treibe ich das dann im Wettkampf, und zwar in doppeltem Sinne nur da. Wer mal die Gelegenheit hatte, mich nach dem Ziel zu beobachten – das ist sehens- und vor allem hörenswert. Ich habe das extra mal von filmen lassen: kein Wunder, dass ich jedes Mal gefragt werde, ob man den Sani rufen solle. Dieses Video bin zwar nicht ich, aber es ist immer noch mein Favorit in diesem Zusammenhang. Hier schlage ich mal kurz den Bogen zum Thema Leistungsdiagnostik, weil das so gut passt. Ich hatte bis vor ein paar Jahren immer ein Problem mit Ergometertests. Ihr kennt das vielleicht: man bereitet sich die Tage vorher darauf vor und geht nach wochenlangem Training mit gewissen Erwartungen in sowas rein. Das Ergebnis war bei mir leider immer so ernüchternd, dass die Jungs mich fragten, ob ich krank sei, vorher doch noch zuviel trainiert habe oder es gestern ein Bier zuviel war. Die Ergebnisse waren einfach immer so schlecht. Aber die drei Punkte hatte ich natürlich beachtet. Also auch das mit ohne Bier. Interessanterweise passten meine Wettkampfdaten auch nie zu den Tests aus dem Labor. Die waren nämlich immer viel höher. Meine Frau meinte daraufhin nüchtern, das sei ja auch kein Wunder, so wie ich mich da immer abschießen würde. Mit anderen Worten: wenn man sich vorher ordentlich motiviert, dann kann man auch gern mal über das hinauswachsen, was physiologisch eigentlich drin sein sollte. An dieser Stelle noch soviel zum Thema Wattleistung: die bewegt sich bei mir immer so zwischen 300 und 400 Watt. Aber zieht von eurem Tipp gern mal ein paar mehr Watt ab. Ich fahre sicher nicht so schnell, weil ich am meisten latschen kann. Dafür runde ich meine Durschnittswatt aber auch nicht so großzügig auf, wie ich bei einigen Sportskanonen immer das Gefühl habe, wenn damit nachher im Zielbereich rumgehupt wird. Was bei mir bisher auch nie funktioniert hat, ist eine intensive Bealstung auf der Rolle. Da komme ich nicht mal ansatzweise in die Richtung, die ich daußen treten kann. Soweit das irgendwie machbar ist, kloppe ich meine Intervalle deshalb ganzjährig draußen. Wenn es sein muss, dann auch auf dem MTB. Bei extrem miserablem Wetter halte ich mich dann immer mit warmen Gedanken bei der Stange, dass irgendwo in Magdeburg, Berlin oder Bayern auch gerade jemand auf dem Rad sitzt und sich quält. Und wenn nicht, um so besser, eine Einheit Vorsprung auf meinem Konto. Bei mir kann jeder machen was er will. Das kommt euch alles total fremd vor und ihr habt keine Probleme, euch zu quälen und im Wettkampf den Zug auf der Kette zu halten? Hut ab, aber warum habt ihr dann bis hier gelesen, Ruhewoche? Oder gehört ihr auch zu denen, die im Winterhalbjahr traineren wie die Weltmeister, zweimal ins Trainingslager fliegen, aber dann nicht zum Saisoneröffnungsrenen fahren, weil es in Ascheffel zur Abwechslung mal kalt und nass ist? Dann macht euch doch mal Gedanken, warum ihr das alles überhaupt macht – und einem Teil eures privaten Umfelds sicher auf den Keks geht. Ein guter Tipp aus meiner Sicht stammt von Peter Reid aus Kanada. Der hat ein paarmal den Ironman Hawaii gewonnen und zu seiner Motivation sinngemäßg mal gesagt, man müsse sich vorab darüber klarwerden, dass der konsequente Weg zu einem Ziel einfach dazugehört. Und gerade hier stehen sich viele einfach oft selbst im Weg. Also: entweder ganz oder gar nicht. Falls ihr hierzu Abhilfe sucht, dann hilft euch wie mir eventuell das Buch „Siegen ist Kopfsache“ von Matt Fitzgerald weiter. Der hat anhand von zahlreichen Amateur- und Profisportlern aus den Bereichen Radsport, Triathlon und Laufen massig Fallbeispiele zusammengetragen und analysiert, wo sicher geglaubte Sieger über sich selbst stolpern oder Underdogs mit dem richtigen „Mindset“ über sich hinauswachsen und alles in Grund und Boden rennen oder fahren. Wenn das nichts für die Weihnachstferien ist, dann sicher für das erste Trainingslager. Denn danach klappt das sicher auch in Ascheffel! So, und weil der Winter erst noch bevorsteht und lang und hart werden kann, schließt sich hier der Kreis mit einem letzten Tipp: sucht euch Highlights raus für 2019 und zwar mehr als eins. Ein Plan B ist immer gut, weil doch immer noch eine Erkältung auf den letzten Drücker kommen kann, die dann das eine gesteckte Ziel vermasselt. Und wenn ihr ein Rad mit Aerolenker habt, dann hier noch eine ganz konkrete Empfehlung von mir: fahrt im September an den Attersee zum KOTL 2019. Siehe hierzu auch das sehenswerte (nicht nur, weil ich da auch drin rumturne) Imagevideo von 2018: Die Erinnerung bringt mir für das Wintertraining mindestens fünf Watt mehr pro Fahrt und immer eine halbe Stunde on top. Die Bilder stammen von fotorika.de und Martin Granadia, vielen Dank dafür.
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Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
September 2024
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