Das lange Osterwochenende hatte es in sich. Das erste Zeitfahren der 22er Saison stand an und dazu bin ich mal wieder nach Almere bei Amsterdam gefahren. Dort findet früh im Jahr immer das größte Zeitfahren der Niederlande statt und wenn man mag, kann man da gleich die große Runde mit 42 Kilometern in Angriff nehmen. Genau genommen waren es drei Runden den Deich hoch und runter. Man kann da also prima testen, wie genau sich das nochmal anfühlt mit der Position unter Volllast, wie man so lange Distanzen nochmal paced und außerdem sind da immer genug gute Leute am Start, sodass der Formcheck bis zur Ausbelastung geht. Das hat mal wieder geklappt. Bei mir ist das immer daran zu erkennen, dass der Sani kommt, wenn ich mich im Ziel filmreif im Gras wälze und erstmal nichts essen möchte. Gesamt bin ich Dritter geworden hinter Remco Grasman, der wieder aus der Versenkungen aufgetaucht ist und alles in Grund und Boden gefahren hat. Der war schonmal UCI-Masters-Weltmeister und hat dafür jetzt den Regenbogen am Knie. Daneben weiter in Jeans: ich. Zweiter wurde einer meiner Lieblingskonkurrenten, auch oder gerade weil er eigentlich immer schneller ist, aber dabei immer ein angenehmer Zeitgenosse und fairer Sportler: Filip Speybrouck aus Brügge in Belgien. Der will dieses Jahr tatsächlich in Mexiko auf der Bahn den Stundenweltrekord der Masters knacken und sitzt schon jetzt wie gemeißelt auf dem Rad. Mir nahm er damit 68 Sekunden ab. Ich brauchte glatte 58 Minuten, 2019 waren es nur 55,45. Wo wir bei Zahlen sind: Die Leistung von mir war satte 15 Watt besser als vor drei Jahren. Dieses Jahr war über die komplette erste Hälfte jeder Runde heftiger Gegenwind genau von vorne, das passt also. Was ich aber noch viel geiler finde ist das Pacing, das sich so darstellt auf die drei Runden verteilt, wohlgemerkt rein vom Gefühl und ohne dass ich dazu groß auf den Timer geguckt hätte:
Den einen oder anderen musste ich bei voller Fahrt etwas anpflaumen, damit wieder Platz zum Überholen war. Im Nachhinein tut mir das dann immer schnell leid, nett höre ich mich dabei sicher nicht an. Weil die Trefferquote so vermutlich höher ist: Sorry for yelling at you. Und für alle Schlaumeier, die es auch in den Niederlanden gibt und die mit Absicht lutschen: Ihr Spacken. Als praktisch veranlagter Mensch habe ich den Trip in die Niederlande verbunden mit einem Besuch im schönen Köln bei Oliver Elsenbach. Da war ich schon am Freitag für ein bisschen Feintuning an meinen Einlagen. Bei meinen Quadratlatschen ist das eine Dauerbaustelle und Olli hat da mit ein paar Millimetern hier und da tatsächlich noch etwas optimieren können, auch bei Größe 48. Dass man auch Radschuhe wie eine Wissenschaft behandeln kann, muss man sich erst mal vor Augen führen. Im schlimmsten Fall da was an Watt auf der Strecke zu lassen, weil es nicht optimal passt, ist einfach fahrlässig bis doof. Vor mir auf dem Cyclus2 saß übrigens ein junger Mann aus dem Team UAE, der danach samt Coach und Vater weiterfuhr nach Paris, weil da am Sonntag ein Frühjahrsklassiker oder sowas losging bis nach Roubaix. Der Mann vom Fach empfiehlt in den kommenden Jahren den Blick auf Jan Christen. Danke nochmal an Olli an dieser Stelle für die Zeit und Insights. Und weil ich dieses Jahr schon nach dem ersten Rennen das Gefühl habe, mal Danke sagen zu müssen: Ohne Raphael Jung von Diagnose Berlin säße ich vermutlich immer noch nicht so richtig glücklich auf dem neuen Bike. Auch da waren es nur minimale Veränderungen von Mustern, die sich bei mir über die Jahre eingeschlichen hatten und auf die man am besten von außen gestoßen wird, gern auch gegen seinen (ergo meinen) Willen. Und dann bringt ein neuer Coach ja auch oft Bewegung ins Spiel. Bei mir ist das ab diesem Jahr Patrick Marseille von HYCYS aus – genau – München, der mich in noch knackigere, kürzere und auch mal ganz andere Trainingseinheiten geschickt hat, als ich sie bisher kannte. Beispiel: Eine Minute im wirklich allerdicksten Gang im Sitzen und in Aero-Position Vollgas fahren. Das fühlt sich dann so an, als würde man den Aero-Lenker abreißen wollen und einmal hat sich dabei auch eine Pedalplatte aus der Sohle verabschiedet. Alles in allem scheint da aber schon jetzt ein Schuh (!) draus geworden zu sein aus dem Gesamtpaket mit mir drin. Was das jetzt mit St. Pauli zu tun hat? Naja, da schließt sich Kreis des Ostersamstags. Mein Kumpel Don, also der mit den vielen Spitznamen, unter anderem „FC Uli“ (genau, von FC Köln) hatte nämlich zur Party in die Talstraße geladen und alle waren gekommen. Das war nach guten 1.000 Kilometern Autobahn, 42 Kilometern Anschlag auf dem Rad und zwei Jahren Party-Pause dann genau das richtige. Erstaunlicherweise saß ich Ostersonntag dann schon wieder auf dem Rad. Verrückt. Danke für die Bilder von Harry van ´t Veld und start-2-finish.nl, bedankt!
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Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
September 2024
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