Die letzten Wochen war ich „nur“ am Trainieren. Mit Wettkämpfen geht es aber bald wieder los, die Highlights liegen bei mir in der knackigen Kalenderwoche Nr. 37, da sind nämlich die Masters-WM und der „King of the Lake“ und das auch nur zwei Tage und 500 Kilometer auseinander. Also Folge geht es auch beim Training so langsam wieder zur Sache. Eine Begleiterscheinung dabei ist bei mir immer so eine Sache, und zwar egal, ob Training oder Wettkampf, vorausgesetzt auch beim Training gebe ich richtig Gas. Wer mich schonmal im Ziel eines gelungenen Zeitfahrens beobachtet hat, der wird wissen, worauf es hinausläuft: Ich bekomme dann immer ganz schlimmen Brüllhusten und oft stehen ahnungslose Zuschauer daneben und fragen, ob ich einen Sani oder sonst was brauche. Ich liege dann würgend im Gras. Das ist aber gar nicht schlimm, sondern eigentlich ein Zeichen für volle Ausbelastung auf den Punkt. Nach ein paar Minuten ist das wieder vorbei und alles ist gut. Interessanterweise fängt das auch immer erst 90 Sekunden nach Belastungsende an, da kann man gut die Uhr nach stellen. Sowas hatte ich schon immer, angefangen beim BMX-Rennen in den 1980ern. Da geht es auch immer all out, zwar viel kürzer, aber inklusive aller Vor- und Zwischenläufe und damals in zwei Radklassen (20 Zoll und Cruiser mit 24 Zoll) gute zehn bis zwölf Mal am Renntag und immer bis kurz vor Ohnmacht. Bei Jugendlichen machte sich zumindest damals keiner Gedanken darüber, Hauptsache die bewegen sich. Ich habe das vor ein paar Jahren aber mal genauer unter die Lupe nehmen lassen, speziell auf Anraten meiner Liebsten und dem anstehenden 50. Geburtstag. Wie das immer so ist, macht Frau sich ja schnell mal Sorgen um Mann samt Gesundheit. Und wer hier regelmäßig mitliest, der wird wissen: Sie hat spätestens mittelfristig fast immer recht – mit allem. Dafür war ich im Athleticum, das ist sowas wie die Sportabteilung des UKE in Hamburg. Dort fuhr ich einen Rampen-Test samt Spiro auf dem Ergometer und als die Hiwis mir die Elektroden wieder abpflücken wollten, ging das Feuerwerk los, eben genau die 90 Sekunden nach Abbruch. Gesehen hatten die das da noch nicht und deshalb ging es ein paar Tage später in die MRT, da wo die ernsteren Fälle mit Herz und so untersucht werden. Ein bisschen mulmig war mir ab dem Aufriss schon, bevor es los ging, konkret dann: Rein in die Röhre samt gelegtem Zugang und in dem Ding gab es dann von außen noch ein Stressmittel ins Blut, um mich auch da auf 180 zu bringen. Das hat geklappt und war mal eine Erfahrung. Ergebnis im Befund hinterher: Alles gut. So recht erklären konnte man mir das vor Ort nicht, außer, dass es wohl sowas wie die Antwort meines Nervensystems auf einmal Belastung und dann Schluss war. Und/oder, dass dann das Blut von den Beinen zurück Richtung Magen und so strömen würde. Ich könne aber gern weiter was mit Sport machen. Ach ja, und mein Herz habe sich minimal an was mit Sport angepasst. Kostenpunkt als Selbstzahler für den Spaß: oberhalb der 1.000 Euro. Reaktion von anderen Experten und meinen Kollegen: „Ach ja, er nun wieder... .“ Der Halt samt Tränen in den Augen und Würgen am Seitenstreifen nach fünf mal vier Minuten irgendwo hoch blieb, war aber weniger beunruhigend. Genauso wie das Würgefest im Zieleinlauf. Auch wenn sich das mittlerweile so etabliert hat, dass sich manchmal kleine Jungs anpirschen und Blumen vorbeibringen, wenn ich da liege. Im Frühjahr war ich mal einen Tag in Frankfurt/Oder auf der Rad-Bahn zum Testen und zwar mit Raphael Jung aus Berlin. Im Auto sprachen wir über dies und das und die Story musste ich natürlich loswerden. Er zuckte nur kurz mit den Schultern und meinte was von „metabolische Azidose“. Ich habe ich das mal kurz gegoogelt und siehe da: Als Laktatazidose bezeichnet man, wenn die Laktatproduktion den Laktatabbau übertrifft. Das mit dem Übersäuern der Muskulatur kennt jeder von euch. Und dass das zum Ende von a. jedem hochintensiven Intervall und b. bei mir auf jeden Fall am Ende von jedem Zeitfahren der Fall ist, leuchtet zumindest ein. Eine Wirkung: Übelkeit. So einfach kann das manchmal auch sein. Im Innenraum der Bahn am Olympiastützpunkt stehen übrigens alle paar Meter große, mit Plastiktüten ausgekleidete Müllkübel. Wofür? Genau, zum Reingöbeln für die Bahnfahrer. Auch da scheint das offenbar ein beliebter Zeitvertreib zwischen den Intervallen zu sein. Soweit dürfte das also alles geklärt sein, irgendwie. Ist also alles halb so schlimm und ein guter Indikator für Vollgas. Ein paar Learnings für euch:
Hier noch eine Liste meiner vermutlich letzten Auftritte garantiert inklusive allem von oben für dieses Jahr: 31.8. Schwesing 3.9. Was bei Bergen, siehe auch hier, leider schon voll. 15.9. Trento Masters-WM 17.9. KOTL 25.9. Monsterzeitfahren (laut Veranstalter findet das statt!) |
Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
September 2024
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