Vom Smarttrainer ins Profilager, einfach mal so. Klingt ein bisschen zu schön, um wahr zu sein, ist aber tatsächlich drin. Jedes Jahr einmal männlich, einmal weiblich, dank der Zwift Academy. Wie genau das geht, findet der ambitionierte Jungspund im Netz. Heute geht es bei mir um den Sieger bei den Männern der 2023er Ausgabe: Willkommen im #fratzengeballer, Louis Kitzki! Der junge Mann fiel mir 2022 zum ersten Mal auf, als er mir bei der Zeitfahrserie Nord auf dem Flugplatz in Husum so richtig schön um die Ohren fuhr. Genaugenommen tat er das in dem Jahr auch schon vorher bei der Nordmeisterschaft im Zeitfahren, da hatte ich ihn nur übersehen, weil er noch in der U 19-Wertung unterwegs war, aber auch da schon schneller als fast alle Männer. Das ist im Zeitfahren eher selten und spricht für Potenzial. Im letzten Jahr hatten wir dann bei der Norddeutschen das Vergnügen, und zwar direkt auf dem Wendepunktkurs in Tasdorf. Louis hatte gerade seine erste Runde hinter sich als ich losfuhr und weil er nicht die blauen Klamotten vom Team Embrace the World, sondern die gelben Sachen von seinem Heimatverein, der Harburger RG anhatte, habe ich es vermasselt und mein Rennen schon auf der ersten Runde komplett verkackt – weil ich ihn verwechselt habe. Die Geschichte ging so: Ich sehe ihn wenden und denke schnell weg, bevor es Probleme mit Windschatten und Ideallinie gibt. Dazu kam dann die Brechstange zum Einsatz. Nach ein paar Minuten fährt er an mir vorbei und damit bin ich der Dumme, was die Linienwahl angeht. Ich hole die zweite Brechstange raus und überhole wieder in der Annahme, dass jetzt Ruhe sei. Ein paar Minuten später kommt er wieder an mir vorbei. Meine Watt waren da immer noch in Bereichen, die den ganzen Tag gar nicht eingeplant waren. Ich motze ihn an, was der Scheiß denn solle – soweit das mit den Stimmbändern bei Anschlag noch geht. Und dann zieht er weg, verschwindet am Horizont und lässt mich dumm im Wind stehen. Von dem Überzocken habe ich mich die nächsten 20 Kilometer nicht mehr erholt und am Ende wurde ich schlechter Achter der Nordverbände. Bei der Siegerehrung kam er dann an und meinte, das war ein hartes Stück Arbeit. Und ich so: „Wie, das warst du?“. Ende vom Lied: Hamburger Meister wurde Louis, ich wurde Vize und sein Kumpel und Leib- und Magenmonteur Daniel Krüger (auch HRG) wurde Dritter. Wohlgemerkt, auch hier war das über eine Minute Vorsprung auf 31 Kilometer und das sind im Zeitfahren Welten. Es war also klar, dass da ein Talent unterwegs ist. Ich machen mir ja immer den Spaß und gucke bei mir im Shopsystem, ob solche Leute schon Kunde bei mir sind und siehe da, das war mal wieder ein Volltreffer. Deshalb jetzt ganz kurz und dezent wie immer die Werbung: Werbung, früher auch bekannt als Reklame. Es führt zwar nicht zwingend ins Profilager, aber so richtig schaden tut es sicher nicht, wenn du mein Buch kaufst, liest und dann den einen oder anderen Tipp daraus umsetzt. Und wenn du magst und es bei mir im derbaranski.shop kaufst, dann male und/oder schreibe ich sogar noch eine Widmung rein, wenn du mir das sagst. Das geht übrigens auch prima als Geschenk zu Ostern! Yeah, die olle Werbung ist wieder vorbei! Die sportliche Vita von Louis ist relativ kurz und bisher auch recht umkompliziert: Er fährt überhaupt erst seit 2018 Fahrrad, zumindest in sportlicher Hinsicht. Begonnen hat das mit einem 29er MTB aus Alu und beim Triathlon, zum Beispiel dem Klassiker in Fintel. Das Rad gab es damals zur Konfirmation. Weil ihm von den drei Sportarten das Radfahren am meisten Spaß gemacht hat (ich sage es ja immer), ist er dann auch primär darauf unterwegs gewesen und ist anfangs einfach viel durch die Lüneburger Heide geknattert. Übers Laufen kam er dann auf den Geschmack, es mal mit etwas Struktur zu versuchen und radsportlich landete er dann bei der Harburger RG, für die er (erst!) seit 2021 auch startet und bei rad-net zu finden ist. Ich habe mal nachgezählt, das ist jetzt erst drei Jahre her. Den Großteil seines Wissens rund um das Thema Training hat er sich selbst angeeignet, schwerpunktmäßig bei Youtube, Zitat „man findet da ja eine ganze Menge, wenn man sucht“. Bisher lief das alles neben Abi und dem Job bei EDEKA und führte laut ihm zu satten 25.000 Jahreskilometern. Das muss man erst mal schaffen, wenn man nebenher überhaupt noch was anderes tut, weil ein bisschen regenerieren muss man sich von sowas ja auch mit 20 Lenzen schon. Geklappt hat das neben ganz viel auf der Rolle auch durch winterliche MTB-Touren durch die Heide und vermutlich einfach auch durchs Wollen. Neben viel Zwift eben auch draußen an der frischen Luft. Wobei auch die Komponente Kraft immer trainiert wurde. Wenn ich das richtig verstanden haben, war Louis auch noch nicht so richtig oft im Trainingslager im Süden und wenn man die kurze Zeit von 2021 bis jetzt bedenkt, war für solche Mühlen wie Kader, Lehrgänge und andere Dingen die vielen Jungs die Lust am ambitionierten Radsport wieder nehmen einfach auch gar keine Zeit. Was ja in diesem Fall auch nichts Schlechtes sein muss. Weil er jetzt ja Profi ist. Also nicht auf World-Tour-Level, sondern im Development Team von Alpecin Deceuninck, aber eben schon im bezahlten Radsport, mit der Aussicht, da weiter nach oben zu kommen. Wie das genau ablief und wer da auf dem Weg links und rechts so rausgeflogen ist, das findet man hier auf Youtube, inklusive der einen oder anderen Enttäuschung von Leuten, die halt keine Rose bekommen haben: Kleiner Exkurs noch zum Traumberuf Radprofi, den ich ehrlich gesagt gar nicht als langfristige Idealvorstellung sehe, ganz im Gegensatz zu ganz vielen vor allem Eltern, die ganz stolz durch die Gegend rennen und jedem erzählen, ihr Sohn/ihre Tochter habe es jetzt ja geschafft. Man ist dort nämlich meist selbstständiger Unternehmer und trägt den Großteil jeder wirtschaftlichen, steuerlichen und auch vorsorgetechnischer Verantwortung selbst, neben dem Verletzungs- und Totalausfallrisiko. Bei Louis sehe ich das so aber nicht. Erstmal kommt er aus keinem reinen Sportler-Haushalt, wo der Radsport immer im Mittelpunkt stand. Und dann hat er mit dem Chemie-Studium einen prima Plan B. Dass das mit dem Profitum geklappt hat, kommt offenbar neben der physischen Voraussetzung einfach daher, dass er sich ein Jahr gegeben hat nach der Schule, um mal zu gucken, ob das klappen könnte. Bei sowas schlägt intrinsische Motivation extrinsische einfach immer. Hier so herrlich unbekümmert, wie man es jedem nur wünschen kann, der dem Traum jahrelang hinterherläuft und dann doch irgendwo in einem Fahrradladen die Kartons kleinmachen muss, weil es nicht geklappt hat und er nur auf diese Karte gesetzt hat. Wobei der Kopf natürlich nur die halbe Miete ist, ein paar physische Parameter sollten da auch stimmen. Beispiel gefällig? Die Finalisten bei der Academy hatten wohl alle ein Watt/KG-Verhältnis von sechs und aufwärts. Weitergesponnen muss man damit in absoluten Watt mit 70 Kilogramm auch erstmal 420 Watt eine Stunde latschen können. So, und weil das ja gerade im Zeitfahren das meiste Potenzial birgt und er das noch nie so richtig angepeilt hat, tippe ich mal darauf, dass im Bereich Aerodynamik noch mehr gehen wird als bei der physischen Entwicklung, jetzt mit Trainer und professionellen Bedingungen. Dazu getestet hat der junge Mann bisher nämlich eher wenig bis nichts, was mir aus der Ferne ein bisschen Angst macht.
Wer jetzt neugierig geworden ist, hier geht es zu seinem Strava und hier zu einem Artikel über ihn nach dem Sieg neulich bei den Kollegen von Rennrad-News. Die Bilder stammen von Frau Busch, Familie Kitzki und der HRG. Vielen Dank dafür! #timetrial #timetrialtuesday #zeitfahren #fratzengeballer #zwift #zwiftacademy #gozwiftde #gozwift #zwiftinsider #zwiftacademy #zwiftacademy2023 #germanysnexttopmodel #zeitfahrhacks #derbaranskishop #alpecindeceuninck #alpecincycling |
Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
September 2024
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