Gestern war es mal wieder soweit, in Almere fand das Monsterzeitfahren statt. Das gibt es mit leicht wechselnden Kursen seit über 30 Jahren und da geht es wegen der Distanz und immer auch des Windes so richtig ans Eingemachte. Die letzten Jahre standen immer knapp 140 Kilometer gegen die Uhr auf dem Zettel. Zum Glück fand es statt, das war nämlich wegen Pandemie und so lange nicht klar. Speziell in dieser etwas anderen Saison war das ein Highlight für viele der Angereisten. Trotz ohne Siegerehrung, Zuschauer und Co., aber das war da ja eh immer eher sagen wir mal rudimentär. Kurzfristig hatte sich eine weitere Heißdüsen in die Starterliste verirrt, ob nun freiwillig oder nicht ist da nicht so ganz klar: Boris Stein, Triathlon-Profi aus dem schönen Westerwald. Der fliegt bei den ganzen anderen großen Meistern im deutschen Triathlon-Business immer ein bisschen unter dem Radar, aber das dafür ziemlich flott. Auf Hawaii hatte er vor ein paar Jahren sogar mal den schnellsten Rad-Split. Und damit war der Drops vom Ergebnis eigentlich gelutscht. Vorm Start habe ich ihn mal gefragt, was er da so als Leistung anpeilt. Und das was er für die zirka drei Stunden anpeilte, schaffe ich keine eine. Weil man mich als letzten Starter eine Minute vor ihm aufgestellt hatte, war also klar, dass er bald an mir vorbeirauschen würde und ich da gefälligst nicht zucken, sondern schön sitzenbleiben würde. Das hat dann ganze 23 Minuten gedauert, auch wenn er seinen Start etwas verpennt haben dürfte. Als ich losfuhr, war er nämlich noch nicht zu sehen. Naja, Reisende soll man nicht aufhalten, vor allem, wenn sie im ICE sitzen. Nach ein paar Minuten war er dann auch wieder außer Sicht. Und auf den Poldern kann man weit gucken. Damit war ich dann wieder ganz bei mir und das ist ja eh der „Charme“ dieses Rennens. So richtig genießen konnte ich den Ritt dieses Jahr leider nicht, ich war mal wieder zu sehr beschäftigt mit meinen Armen, Schultern und Ellenbogen, die zur Zeit nicht so recht wollen wie ich und immer wieder rumzicken, wenn es länger in Aeroposition rund geht. Nach gut einer Dreiviertelstunde war ich dann bei der ersten Zieldurchfahrt so weit, abzubiegen und ins Auto zu steigen. Zum Glück war Engelchen dann doch noch einen Tick stärker als Teufelchen, weil darüber hätte ich mich vermutlich schon vor der Autobahnauffahrt vor Ärger in den Hintern gebissen. Als Konsequenz habe ich dann einfach öfter als sonst mal außen gegriffen und meine Arme ausgeschüttelt. Und mich auf dem TT-Bike gerade gemacht. Beides eigentlich absolute No-Gos, wenn es um schnelle Zeiten geht, aber leider der einzige Bringer, wieder Gefühl in die Flossen zu bekommen. Und ja, der ganze Hokuspokus, den ich mit meinem Material betreibe, ist in dem Fall dann für die Katz. In solchen Momenten könnte ich dann genauso gut auch mit Nähmaschinenöl auf der Kette und Vollgummireifen fahren. Dass es nicht so richtig geil werden würde vom Ergebnis war mir ab da klar. Andererseits hatte ich auch beim meinen ersten Ritten 2016 und 2018 nicht das Gefühl, dass das alles rund laufen würde. Umso baffer war ich die Jahre da dann über Platz 2 und 1. Wenn irgend möglich gilt da also immer Kopf runter und einfach treten, auch wenn man noch 100 Kilometer vor sich hat. Ich habe das dann innerlich einfach als intensive Trainingseinheit gesehen und irgendwie vergeht die Zeit dabei dann ja doch, wenn auch nicht gerade im Fluge. Nach ungefähr drei Stunden und acht Minuten war der dann vorbei, das sind so zirka (nur) drei Minuten mehr als bei meinem Sieg vor zwei Jahren. Kollege Stein war gute zehn Minuten schneller und ist in der letzten der vier Runden wohl auch noch kräftig hochgegangen. So ist das da ja aber bei jedem mehr oder weniger. Die Fahrer, die ich unterwegs eingesackt hatte, waren fast alle mit der Griffposition am Basislenker angelangt und pendelten ganz gut im Wind und pfiffen innerlich vermutlich auf dem letzten Loch. Das ist also alles relativ. Und was kam raus? Naja, mit knapp unter einem 44er Schnitt bin ich dieses Jahr Vierter geworden, was bei dem Feld und den Umständen dann doch wieder mehr als zufriedenstellend ist, von außen zumindest. Ein bisschen frustig war die lange Heimfahrt in den Herbst für mich dann aber doch. Grobe erste Ergebnisse siehe hier: So, und das war die Kompaktsaison 2020 dann schon fast wieder. Kommendes Wochenende sind in Göttingen noch zwei Zeitfahren, die lasse ich aber beide sausen. Und dann habe ich am 10.10. noch ein Verabredung mit den Herren Grospitz und Jacke für das Mannschaftszeitfahren von Hamburg nach Berlin. Das wird aber ein anderer Schnack. Ich rede mir zumindest aktuell noch ein, dass es sowas wie eine Butterfahrt mit anschließender gemütlicher Einkehr wird, wenn auch knapp 300 Kilometer lang. Wen ich da nicht noch sehe, dem wünsche ich schonmal einen schönen Winter, eventuell sieht man sich ja mal im Gelände!
Danke an Corniel und seine Crew für die Orga in den Poldern und an Bauke Wagenmakers für die Bilder. Dein Anfeuern hat mich gestern vor dem einen oder anderen weiteren Hänger bewahrt. Bedankt! |
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Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
September 2024
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