Sonntag war es mal wieder soweit, bei der Challenge in Roth sollte der Weltrekord fallen. Also nicht durch mich, sondern den Aussie Cameron Wurf, der sich seit Monaten darauf vorbereitet hat. Siehe etwa hier. Für mich ging es „nur“ in der Staffel darum, noch ein bisschen schneller zu fahren als die letzten Jahre. Das Team 26 hat da dankenswerterweise immer noch Platz für mich. Weil das in gemischter Reihenfolge zuletzt vier Stunden 23, 24 und 25 waren, habe ich mir für dieses Jahr vier Stunden 20 in den Kopf und als Ziel gesetzt. Das Training lief ein bisschen anders als sonst aber gut. Erkältet war ich die Woche vorher das erste Mal auch nicht und eigentlich konnte nichts mehr schiefgehen. Bis mich Micha Wagner um ganz viel Drama bat. Das hatte er als Mechaniker vom Kienle beim Ironman Frankfurt zur Genüge und er war offenbar auf den Geschmack gekommen. Es musste also plötzlich doppelt geliefert werden. Die erste Runde lief kontrolliert wie selten, ich habe an jedem Anstieg extrem rausgenommen und das hat sich auch an einem moderaten Wattmittel gezeigt, so dass ich dann am Anfang von Runde zwei aufdrehen konnte. Als ich Richtung Greding so richtig in Fahrt war und gerade ein paar Staffelgranaten eingesammelt hatte, platzte auf einer Abfahrt spontan der Hinterreifen. Kleiner Exkurs und sofort Salz in meine Wunde: der war aus Latex, dieses Mal extra dünn und jetzt hin. Wer da tiefer einsteigen möchte und das Für und Wieder mal aus allen Richtungen beleuchtet, dem sei das hier empfohlen und das und das. Um es mal abzukürzen: über die Dinger kann man sich endlos streiten und ich habe den Mund immer recht voll genommen, was deren Vorteil angeht: den niedrigeren Rollwiderstand als bei Butylschläuchen. Warum kein Tubeless? Unter anderem, weil es dazu noch so gut wie keine Scheiben gibt, zumindest nicht bei mir am Rad. Nachdem ich sicher zum Stehen kam, ging es an den Schlauchwechsel und der lief wie im Tunnel. Ratfatz war der Ersatz drin und per Minipumpe samt Kartusche gefüllt. Der GAU war dann aber die Tatsache, dass das Ventil vom Ersatzschlauch ganz minimal zu lang war und beim Rausziehen der Pumpe kaputtging. Jetzt stand ich also in der fränkischen Provinz und alle zogen sie wieder an mir vorbei. Und ich kam mir vor wie der letzte Honk. Neben meinem Pro-Latex-Gerede auch, weil ich die Tage zuvor im Hotel breit doziert hatte, was man alles mitnehmen solle als Notfallkit. Und dass man das auf jeden Fall alles vorher ausprobieren solle. Einem Kollegen aus Bremen habe ich sogar noch den Ersatzschlauch mit passender Verlängerung präpariert, damit es im Notfall schneller geht. Und bei mir ging jetzt nichts mehr, weil alles hin war – oder im Auto lag. Den mobilen technischen Service gibt es in Roth seit diesem Jahr nicht mehr und die erste Kampfrichterin die anhielt, zeigte zwei Kilometer zurück. Da sei ein Depot. Ich habe dann erstmal den Helm abgenommen und rumgetanzt wie seinerzeit Rudolf Mitteregger. Meine Rettung kam dann irgendwann durch einen Besenwagen. Der hatte zum Glück noch einen Schlauch mit ganz kurzem Sclaverandventil dabei und damit ging es dann. Der war übrigens ganz schwer, ganz schwarz und dick und aus Butyl. Bevor ich weiter bin, habe ich die Jungs alle noch umarmt – und mich gefühlt wie ein Idiot. Entsprechend gallig ging es dann Greding hoch und ab ins Ziel. Interessanterweise ohne Einbruch was Leistung und Motivation anging. Klingt jetzt blöd, aber das war das stärkste Roth, das ich jemals hatte. Nach vier Stunden 36 ging es dann für Philippe Gillen los auf die Marathonstrecke. Das mit der Panne hätte ich ihm besser nicht erzählt, er dachte damit nämlich, wir seien raus aus dem Rennen – und hat den Marathon für seine Verhältnisse locker angegangen. Falls ihr also auf der Laufstrecke ein Planschbecken mit Einhorn stehen hattet: der Läufer, der da aus Jux reingesprungen ist, das war meiner. Weil Beatrix Studzinski aber vorher schon eine solide Schwimmzeit von 50 Minuten abgeliefert hatte, haben seine zwei Stunden 31 aber immer noch zum 2. Platz in der Mixed-Wertung gelangt. So läuft das dann eben auf der Langstrecke und als Staffel. Die Siegerstaffel war 24 Minuten schneller. Und ich habe gute 15 Minuten vermasselt. Hätte wäre wenn zählt bei sowas aber bekanntlich nicht. Was nehme ich jetzt für die Zukunft mit aus diesem Klopper? Erstmal zwei Weisheiten: alles ist relativ, wenn man von schnell und langsam redet. Und: zu viel Pech ist Unvermögen. Ich könnte mich zukünftig vor solchen Events auch weniger weit aus dem Fenster lehnen mit meinen Ansagen. Oder zukünftig auf Latex als Schlauchmaterial verzichten. Aber ganz ehrlich: beides ist eher unwahrscheinlich. Und wie mir die positive Resonanz auf diesen Blog am Wochenende gezeigt hat, wollt ihr das ja auch nicht. Vielleicht hilft es mir auch, meine eigenen Tipps mal wieder zu lesen, von meinen Zeitfahrhacks gibt es mittlerweile ja wirklich zig auf meiner Seite. Es geht nächstes Jahr also nochmal ran ans Eingemachte. Da bin ich dann übrigens 50. Womit ich jetzt schon die passende Ausrede habe, warum es mit solchen Zeiten wie ganz vorne nichts mehr werden wird. Glückwunsch an dieser Stelle noch an Jonas Schmeiser, der den Ritt in vier Stunden und sechs Minuten geschafft hat. Übrigens ganz ohne meine Zutun in meinen Socken ! Ach so, und Cam Wurf ist übrigens auch nur Dritter geworden. #challengeroth #datevchallengeroth #team26de #fratzengeballer #doperstinkenalleimmer #timetrialtuesday #derbaranski #ttbootcamp #zeitfahrhacks |
Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
September 2024
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