Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Heute im Blog: Alles rund um den Trip zum Zeitfahren beim Radweltpokal, neudeutsch „Masters World Championships Time Trial“ in Sankt Johann in Tirol. Früher war das jedes Jahr die UCI-WM der Master. Die findet inzwischen jedes Jahr woanders statt, dieses Jahr in Schottland, nächstes dann in Dänemark. Schottland ließ ich dieses Jahr mal sausen, Tirol klang aber wieder mal nach einem Plan. Früher war ich da ein paarmal, das reichte dann immer so für knapp Top Ten. Ziel war dieses Jahr, genau, mehr. Und wie das immer so ist, habe ich das Maximum rausgeholt aus dem ganzen Trip nach Österreich, also zumindest inhaltlich. Hamburg-Tirol, das sind gute 900 Kilometer. Autobahn macht mich platt, deshalb habe ich den Hinweg spontan in zwei Rutschen aufgeteilt. Zwischenstopp Nr. 1 war auf grob der Hälfte in Waldershof. Wer das nicht kennt, das liegt im Fichtelgebirge bei Marktredwitz und eigentlich sollte der kleine Ort in CUBE umbenannt werden, so groß und omnipräsent ist einer der meistunterschätzten Radhersteller. Ich wollte mir das immer schonmal angucken und dank Marie und Besi, die sich den ganzen Nachmittag für mich freinahmen, habe ich auch eine ganze Menge gesehen. Allerdings herrscht da überall Fotoverbot. Also in Worten: Alleine die Fertigung besteht aus neun Fabrikhallen am Stück. Daneben ist eine eigene nur für die Batterien der E-Bikes. Aus der Fertigung geht eine automatische Förderanlage rüber ins Hochregallager mit den fertigen Bikes. Über eine noch nicht fertig gestellte Umgehungsstraße, die kurz danach im Off landet. Die ist schon länger in Planung und wurde vom Wachstum von CUBE einfach mal überholt. Vor Ort gibt es auch eine eigene Carbon-Fertigung samt Autoklav, wo gerade das neue Cockpit für Lucie Charles-Barclay gebaut wurde. Und dank eines eigenen Teams für Messebau und Co. sieht nicht nur die Hausmesse und die Kantine aus wie das „Alte Mädchen“ in Hamburg, sondern auch jede Kaffeeküche und die Ruhebereiche für das Team. Wer also einen Job in der Radbranche sucht, es gern grün mag und im Winter Langlauf machen möchte: Da wird – wie überall – nach guten Leuten gesucht. Persönlich finde ich es immer toll zu sehen, was aus Firmen wird, die Anfang der 90er mit etwas angefangen haben, auf das sie einfach Bock hatten und dann immer wieder den richtigen Riecher hatten. CUBE etwa baut so um die 1,2 Millionen Räder im Jahr. Kürzlich war ich mal in Koblenz bei Canyon, wo es ähnlich aussieht, siehe hier. Abends vor dem obligatorischen Biergarten (Klar, Bayern) ging es noch mit dem fettesten E-MTB die Berge hoch und wieder runter. Und nein, ich war jetzt nicht der Erste, der das nicht geil fand. Der Samstag klang jetzt so machbar, dass ich unterwegs in München Station machte, wo ein paar Tage vorher der erste Specialized Store Deutschlands aufmachte, der auch Specialized direkt gehört. Schick, riesengroß, überall S-Works, aber leider nichts mit Shiv, Triathlon oder diesem #aeroiseverything. Dafür war der Kaffee gut, den ich draußen im Liegestuhl bekam, und zwar mit der Anmoderation: „Hey, du bist doch der Kettentyp von Instagram“. Ja sicher. Zwei Stunden später samt schönem Stau in der Anfahrt ab Kufstein (Stichwort Bettenwechsel) war ich dann in Sankt Johann in Tirol. Und draußen vor meinem Auto deutlich über 30 Grad. Ab 14 Uhr hat da leider das meiste an Gastro erstmal wieder zu, was dann zu einem der wenigen Klogriffe dieses Trips führte, Spaghetti Bolognese und Salat im einzig offene Restaurant direkt am Marktplatz. Bitte merken: Finger weg. Auch auffällig: es waren noch mehr Trachten-Mädels als beim letzten Mal unterwegs. Viel zu spät habe ich dann erfahren, dass Andreas Gabalier den Tag das Tennisstadion von Kitzbühel gerockt hat. Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich nämlich trotzdem trainieren gefahren und hätte mir den Rennkurs angeguckt. Im fließenden Verkehr war das gar nicht so einfach und den Großteil bin ich dann leider am Basebar gefahren, weil alles andere einfach viel zu gefährlich war. Die 20 TT-Kilometer von Sankt Johann sind immer genau zehn davon ein Tal entlang und nach einer kurzen steilen Kinke und Wende geht es wieder zurück. Egal in welche Richtung man da knallt und guckt, es sieht immer so aus, als ginge es leicht bergan. Das Gas kann man da aber bis auf die Wende immer stehen lassen und die Kilometer danke Schildern runterzählen. Soweit man denn noch zählen kann in dem Zustand. Tag 3 Sonntag ging es dann bei der Vorbelastung nochmal auf den Kurs und nach genau einer Runde hatte ich genug. Genug vorbelastet und auch wieder von den Autos samt Bikes auf dem Heckträger, die es eilig mit dem schön eng überholen hatten. Nachmittags ging es dann zur Anmeldung mit dem üblichen Theater, wenn ein Seniorenfahrer im muffigen Retrotrikot sich über irgendwelche Ergebnislisten beschwert und damit den ganzen Verkehr aufhält. Schonmal schön: Hier gibt es mit dem Starterbeutel für jeden gleich einen kleinen Mikropokal, vermutlich wegen des Namens Weltpokal. Wer noch einen sucht, meiner müsste da noch irgendwo rumstehen, samt Proben von Popocreme und Co.. Tag 4 D-Day Zum Glück war ich früh dran und das Tal lag zur Hälfte noch im Schatten. Trotzdem ging da auch jetzt ohne Kühlweste nichts mehr beim Aufwärmen. Neben mir war ein älteres Ehepaar aus Plauen samt Uralt-Material und -klamotten, es gibt da inzwischen nämlich auch eine Retro-Wertung für Zeitfahren. Ansonsten wohin man auch sah nur Shivs, P5s, Plasmas, Hanzos und andere Geschosse. So soll das sein. Von Niveau war das Feld auch ganz gut sortiert, was mal wieder einer der Gründe für die weite Anreise war. Mindestens genauso ambitioniert waren dann auch meine Pläne, was Watt und Platzierung anging. Um es kurz zu machen: Hat beides wieder nicht so ganz geklappt. Meine Werte im Training kommen so ganz langsam aus dem Quark, aber 20 Rennkilometer klappt das nicht wie geplant. Ganz vielleicht muss ich einfach mal kleinere Brötchen backen, aber der 16. Platz gesamt und Dritter in der AK sind nichts, mit dem ich zufrieden bin. Wobei, wenn ich mir die Ergebnisliste angucke, sind von den 15 Experten, die vor mir waren, zehn davon Kunden, Leser und „Azubis“ von mir. Und alle, die das noch nicht sind, haben keine deutsche oder österreichische Fahne hinter sich. Spoiler in diesem Zusammenhang: eine englischsprachige Variante vom derbaranski.shop is in the works. Was mich und euch jetzt endlich zum Werbeblock bringt. Auch ihr wollt mich verblasen? DANN GEBT MIR ALL EUER GELD! Oder fangt klein an, und kauft eine Ausgabe meines Buches zum Thema Schnellfahren, das es mittlerweile in der zweiten Auflage gibt. Auf Wunsch schreibe ich euch da noch was rein. So richtig fett mit Edding. Und nachher bin ich dann mucksch, wenn ihr schneller seid. Abends ging es dann noch zur wie immer bombastischen Siegerehrung und jeder bekam noch einen Pokal, teilweise sogar größer als er selbst. Bei mir hatte der Spanier gewonnen, der ein paar Tage vorher auch schon unter leicht anderem Namen das Straßenrennen gewonnen hat, angeblich ist er da einfach gleich losgefahren und hatte am Ende 3,5 Minuten auf die versammelte Altersklassen-Elite. Mit Nachnamen hieß er zumindest am Montag Delgado und natürlich versuchte ich bei der Siegerehrung auf dem Podest witzig zu sein, das hat aber nur so mittel geklappt. Immerhin: Er gab mir eine glatte Minute auf die 20. Bei der Siegerehrung wurde dann noch eine Menge Bier getrunken, so viele IPAs habe ich lange nicht mehr durch meinen Rucksack geschleust, auch dank Herrn Wiegand, der sich damit für irgendwas bedanken wollte. Gern geschehen. Nach einem Ekeldöner (wieder Marktplatz, aber andere Seite) ging es dann in die Heia. Bisher leider noch Mangelware sind Bilder von der Veranstaltung außer hier im Album auf Facebook von Erika Egitto aus Italien. Wer ganz geduldig ist und sucht, der findet auch noch mehr von mir: schwarzer Schuhe, gelber Helm, Shoulder Shrug und trotzdem keine 50 km/h wie die Herren Lemp und Donei. Zum Abschluss ging es nochmal nach Kitzbühel, wohin Specialized seine Händler in den letzten Wochen zur Hausmesse einlud. Ich habe mich in meiner dezenten Art da einfach mal selbst eingeladen. Kitzbühel kann man mal machen, muss man aber nicht. Aber das aktuell meistgehypte Rennrad, das Tarmac 8 (natürlich in der S-Works-Variante in perlmuttweiß) lohnt sich auf jeden Fall mal Probe zufahren. Vor allem, wenn man den bestaussehendsten Market-Leader als Touren-Guide dazu haben kann. Nachmittags ging es dann spontan wieder nach Hause, meine Beine und ich waren echt gegrillt und Lust auf nochmal Rad hatte ich nicht. Der Rückweg ging dann in einer Rutsche, in Eisenach war ich dank Googlemaps jetzt auch endlich mal bei Nacht und morgens um zwei war ich dann im Bett.
Nächster Stopp ist jetzt kommendes Wochenende mit zweimal 30-Kilometer-Zeitfahren in der Heide und dann am 16.9. der KOTL rund um den Attersee, wie immer und inzwischen bei ganz vielen schnellen Menschen das Saisonhighlight. Achtung, weil schon welche von euch fragen: Es lohnt sich offenbar doch noch, regelmäßig mal diese Webseite zu aktualisieren, wenn man sich am letzten Septembersonntag nochmal so richtig schön einseifen möchte beim Monsterzeitfahren. #timetrial #zeitfahren #triathlon #aerobikes #zeitfahrhacks #derbaranskishop #getaero #aeroiseverything #timetrialtuesday |
Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
Januar 2025
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