Kleine Vorwarnung, der folgende Text wird etwas länger (!). Es lohnt sich aber dranzubleiben, du könntest schneller werden. Jeder mit einem Aero-Lenker hat mindestens zwei davon am Rad und unterschiedliche Formen gibt es gefühlt auch wie Sand am Meer. Die Rede ist von den Extensions, also diesen Rohren, an denen du idealerweise ganz vorne anfasst, wenn du in der Aero-Position bist. Oft sitzen da auch die Schalter, ob nun elektronisch oder weiter mechanischer Art. Speziell die elektronischen Shifter haben sich in den letzten Jahren aber ziemlich verändert, egal ob da nun per Funk oder Kabel geschaltet wird. Wobei per Kabel arbeiten nach wie vor auch die Shifter der eTap von SRAM. Per Funk gehen dabei die Befehle nur von der Zentrale – der Blipbox – an Schaltwerk und gegebenenfalls den Umwerfer. Nebenbei: die Kabel von SRAM sind tendenziell zu kurz, bei langen Cockpits reichen die 650 Millimeter oft nicht aus, um das um alle Ecken und Enden und dann ans Extensionende zu den Shiftern zu führen. Die Kabel könnten schonmal länger sein. Aber erstmal zurück zu den Schaltern. Bis vor ein paar Jahren sah es da noch so, dass die Shiftergehäuse locker fünf Zentimeter in der Länge hatten, heute sind es leider nur noch im Rohrende versenkte Knöpfchen. Leider, weil was schick aussieht, hat einen gravierenden Nachteil: damit verliert man nämlich automatisch die oft nötige Länge, um mit den Händen weiter nach vorne zu kommen. Und fünf Zentimeter sind hier oft eine Welt – und nötig. Wenn man nicht den UCI-Regularien unterworfen ist, dann ist weiter vorne aus meiner Erfahrung immer besser. Man kann weiter ums Tretlager nach vorne rotieren und schmaler zusammenfalten lassen sich Oberkörper, Schultern und Arme/Hände bei lang auch immer besser, Stichwort "Shoulder Shrug". Nicht umsonst wird das ja auch immer soweit wie möglich ausgereizt, wenn man unter UCI-Logo Zeitfahren bestreiten möchte/muss. Die Regeln dort erlauben eigentlich nur 75 Zentimeter vor dem Tretlagerlot. In Ausnahmefällen sind das dann 80. Und diese eigentlich morphologische Ausnahme nimmt jeder in Anspruch, egal wie klein er/sie ist. Weitere Ausnahme, wenn man über 190 Zentimeter misst: man darf bei 85 sitzen. Und jeder der Arme wie ein Orang Utan hat – so wie ich – der wird auch das gern noch ausreizen. Aktuell sitze ich wenn ich freie Wahl habe bei satten 89 Zentimetern. Weil ich kaum noch Zeitfahren mit Lizenz fahre, ist das rund ums Jahr der Fall. Ein Scott Plasma habe ich noch hier in UCI-Maßen hängen, das ist seit der WM 2019 nicht mehr zurückgebaut worden und wird auch immer wie festgenagelt bei 85 vorne und -5 hinten für den Sattel hinterm Lot bleiben. Gemessen wird das übrigens immer bis zum Ende der Schaltknöpfe, bei mechanischen Schalthebeln bis zum Drehpunkt des Hebels. Und glaubt mir, die Diskussion nervt außer die Jungs von der UCI jeden Fahrer kolossal. Die haben dazu aber ohne Witz extra Messlehren dabei, wie hier bei der letzten WM in Polen. Der junge Mann in Shorts durfte da nochmal ran und musste fast vier Zentimeter nach hinten wandern, bei modernen Bikes ist oft das keine Aktion für "mal eben schnell" und schon gar nicht kurz vor dem Start. Kleine Anekdote: vor ein paar Jahren lag das Limit auch für mich noch bei 80 und das war schon mit den alten, merke, den langen Shiftern der Di2 zu kurz. Abgelängt hatte ich aber alle Extensions, die ich so in meiner Sammlung hatte auf diese Länge. Danach musste dann nochmal alles neu her. Supi! Das Problem mit den zu kurzen Extensions haben auch die ersten Hersteller erkannt. Canyon bot schon für das letzte Speedmax um 50 Millimeter längere Rohre an, um die modernen Shifter zu kompensieren. Und auch bei Profile Design, dem wohl größten Zulieferer für sowas hat man reagiert. David Bowden aus Neuseeland, bei den Amis zuständig für R & D und großer Liebhaber von europäischem Speiseeis dazu: "Wir haben reagiert, als immer mehr Kunden auf uns zukamen und wegen der deutliche kürzeren Schaltknöpfe plötzlich längere Rohre brauchten." Aktuelle Länge „von der Stange“ sind 400 Millimeter, etwas ältere Modelle respektive Biegungen gibt es auch noch mit 340. Wer mal gucken möchte, hier geht es zum kompletten Portfolio an Biegungen. So, und wer noch länger braucht, der kann verlängern. Jetzt kommt was ohne Haftung von mir. Wenn ihr also anfangt was zu basteln und da geht was schief, seid ihr bitte selbst schuld! Früher beim BMX war der breiteste Lenker immer King. Verlängert wurde das Chrom-Molybdän-Rohr des Lenker per Besenstiel und dann ginge einfach der Oakley (!) Griff da drüber. Weil man durch den aber keine Schaltkabel oder -züge verlegen kann, empfehle ich hier was mit Carbon- oder Alu-Hülsen, die ans vordere Ende (nie hinten!!!) verlängert werden, etwa per Einkleben einer noch dünneren Hülse oder eines Stück Rohres. Auf das neue Innenleben schiebt ihr ein Stück Rohr im Durchmesser der Ursprungsextension. Ich werfe für sowas die Abschnitte (siehe weiter unten) nie weg. Klingt gewagt, aber bringt dann die paar Zentimeter die fehlen. Achtet aber auf den nötigen Innendurchmesser für die Klemmung der Shifter, entweder per Expander oder wie beim SRAM ganz einfach per Gummistopfen mit Lamellen als Widerhaken. Bei denen aber aufgepasst beim Aus- und Einbau, da bricht gern mal was ab und dann stecken sie im Rohrende fest. Kostenpunkt neu: knapp hundert Euro. In Hamburg nennt man sowas übrigens Plünnkram. Kleiner Exkurs ins Gelände: auch auf meinem Gravelhobel fahre ich seit Monaten mit Clip-Ons. Den Vorteil möchte ich nicht mehr missen und wenn ich wetten müsste, dann werden die Leute mit sowas beim Graveln zukünftig deutlich mehr und nicht weniger. Erste Lehre, nachdem ich mit relativ kurzen Extensions angefangen haben, siehe dazu hier den Beitrag auf dem Portal Bikeboard: auch hier fahre ich jetzt so lange Rohre, dass der Ellenbogen aufliegt und nicht mehr nur der Unterarm. Lenken tut sich das trotzdem noch sehr gut. Und es entlastet gerade auf längeren ruppigen Stücken im Geradeausmodus die Hände. Soweit, so gut. Und wenn du dann doch mal kürzen musst? Dann mach das auf jeden Fall mit dem richtigen Werkzeug. Mein Lieblingsmaterial bei den Extensions ist nach wie vor Aluminium. Das ist nicht nur günstiger und auch leichter zu schneiden, sondern auch nicht schwerer als Carbon. Wenn, dann gehe ich da mit einem Rohrschneider ran. Ein paar Umdrehungen, mit sachte gesteigerter Vorspannung und ab ist das Stückchen Rohr. Bei Carbon solltest du das per Lehre machen, etwa der von Park Tool, mit der du auch deinen Gabelschaft kürzen kannst. Abgelängt wird dann per feiner Metallsäge. Achte drauf, dass du die Späne nicht einatmest, so richtig gesundheitsfördernd sind die nicht. Und klebe vorher auf die Nahtstelle eine Lage Krepp Klebeband, damit das Carbon nicht splittert. Nach dem Säge das Entgraten nicht vergessen! Und wenn du es ganz richtig machen willst, dann versiegelst du die neue Nahtstelle mit etwas Nagellack o.ä.. Und egal ob lang, mittel oder kurz: ich fahre mittlerweile auf allen Rädern mit Aero-Lenker meine Enterhaken kurz vor Extensionende. Den Halt, den diese kleinen Helfe bieten, möchte ich nicht mehr missen. Wie auch immer noch eine golden Regel zum Mitnehmen: du solltest vor dem Sägen immer zweimal messen, statt nachher dazustehen nach dem Motto „komisch, dreimal gesägt und immer noch zu kurz.“ In diesem Sinne: fröhliches Basteln und bitte nur im übertragenen Sinn langmachen! |
Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
September 2024
Kategorien
Alle
|