Herbst 2017, im Notarztwagen beim King of the Lake : leicht benebelt und blutverschmiert vom Einschlag in eine Hecke werde ich von den beiden Notärzte gefragt, was denn beim Zeitfahren rund um den Attersee mein Ziel gewesen wäre. Ich so: „ Also, ich wollte hier eigentlich gewinnen“. Und beide leicht mitleidig so: „Ja ja, das wollen hier immer ganz viele“. Damit fing sie im Nachhinein an, meine Vorbereitung auf das 2018er Rennen. Vom KOTL hatte ich nämlich trotz Crash Blut geleckt, so ein klasse Zeitfahren sucht man sonst vergeblich. Erwin von den Atterbikern spricht immer von Europas größtem Zeitfahren. Das muss so etwas wie hanseatisches Understatement mitten im Salzkammergut sein – ich glaube nämlich nicht, dass es weltweit eine vergleichbare Veranstaltung gibt: Eine Runde von 47 Kilometern rund um einen See zu sperren und Bedingungen wie bei Profirennen zu schaffen, das muss man erstmal auf die Beine stellen. Und das macht er wie man hört das ganze Jahr für diesen einen Tag im September. Über 1.200 Teilnehmer auf eine sichere Strecke zu schicken, ist eine Mammutaufgabe. Bei den EZF-Startern helfen hier zwei Startkorridore mit 15-Sekunden-Startabständen. Drei Zwischenzeitnahmen und ein Liveticker im Zielbereich per Videoleinwand geben einem dann das Gefühl, ein ganz großer zu sein. Vorher musste bei mir aber noch einiges wieder auf Vordermann gebracht werden, inklusive Schlüsselbein und Equipment, beim Einschlag war nämlich alles kaputt gegangen. Weil ich im Winter drei Monate brauchte, um überhaupt wieder auf´s Rad zu dürfen, war die erste Hälfte der 2018er Saison nur mit Halbgas möglich und ein Termin Mitte September passte wunderbar als Saisonhöhepunkt. Mit meinem Coach Niklas Lehnen von STAPS war der KOTL dann auch schnell ausgemachtes Saisonziel. Vielen Dank an dieser Stelle mal wieder für die Betreuung und das Auflegen des feuchten Lappens, wenn ich mal wieder zu viel wollte. Da der Kurs auf der ersten Hälfte flach und schnell war, und es danach in ein paar ordentliche Wellen ging, war der Plan so: meine Wattleistung bis zur Hälfte der Strecke auf dem üblichen Level + X zu halten, um im Gehacke der zweiten Hälfte nicht vollends einzugehen. Und dabei wie immer, wenn es richtig schnell ist, den Kopf unten zu halten. Bei sowas hilft mir eine vollgesperrte Stecke immer ungemein. Gut angefühlt hat sich das auf der zweiten Hälfte aber trotzdem nicht mehr, da kam beim Schnappatmen ein paar Mal ordentlich Land raus. Angepeiltes Ziel war grob eine Stunde und eine Minute, das hat bisher meist für vorne gereicht. Speziell die letzten 15 Minuten davon waren aber extrem übel und in so einem Moment denke ich jedes Mal, dass es heute total in die Hose geht und gar nichts mehr wird mit einer guten Zeit. Solchen Mist sollte man aber wie den Mageninhalt ausblenden und runterschlucken, denn als ich um die Zielkurve rum war, war tatsächlich die Stunde glatt in Sicht. Das hat zwar ganz knapp nicht geklappt, es waren drei Sekunden drüber, aber den Zielschrei hat man sicherlich bis Wien gehört. Danach musste ich mich erstmal etwas länger sammeln, und nein, auch wenn das immer so aussieht und klingt, ich brauche dann keinen Arzt. Dass es zum Sieg reicht, habe ich dann erst zwei Stunden später erfahren als der Chaperon auf mich zukam – für die Dopingkontrolle. Die gehört hier nämlich ebenso zum Standard und zwar auf Kosten des Ausrichters. Dafür gibt es von mir auf einer Skala von eins bis zehn beide Daumen hoch! Nachdem die dann im zweiten Anlauf auch voll geklappt hat, ging es nach der Siegerehrung noch ans Buffet im Festzelt. Das ist nämlich ein weiterer Grund, warum der King of the Lake so eine geile Veranstaltung ist und sich die zwölf Stunden Rückfahrt am Sonntag gelohnt haben. Wer das bis hier immer noch nicht kapiert hat, hier das kurze Video von diesem Jahr als Zusammenfassung: https://www.youtube.com/watch?v=k2hBPb85AR8 Und zur offiziellen Pressemitteilung geht es hier: https://www.kotl.at/downloads/kotl2018/ASV%C3%96_King_of_the_Lake_20180916.pdf Nächster und letzter Stopp für meine Wettkampfsaison jetzt ist das Monsterzeitfahren in Almere, da geht es mit in der Summe 137 nochmal 90 Kilometer länger zur Sache. Die Hecke am Attersee hat sich übrigens noch nicht wieder so gut erholt wie ich, der Einschlag 2017 war ihr noch deutlich anzusehen. Die beiden Ersthelfer vom letzten Jahr habe ich im Festzelt auch noch getroffen. Wir mussten alle drei kräftig lachen!
#ttmoshpit #cleansport #KingOfTheLake der-baranski.myshopify.com/products/t-shirt-doper-stinken-alle-immer Bilder copyright by Sportograf, Martin Granadia, me, myself and I. Kommentare sind geschlossen.
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Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
Februar 2025
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