Nachdem der letzte Blog mit meiner Di2-Pleite auf Mallorca solche Wellen geschlagen hat und mir mehr als ein kluger Mensch erzählen wollte, das wäre mir mit SRAM alles nicht passiert, gibt es heute nochmal die volle Packung an Fails zum Thema Strom am Rad. Nicht nur, aber primär geht es dabei um die elektronische Schaltung. Vorab: Das Prinzip, mit Knöpfen statt mit klassischen Schalthebeln die Gänge zu wechseln ist großartig. So präzise und schnell wie mit der aktuellen Di2 ging das noch nie. Wer will, kann das alles noch individualisieren per App und Leute mit Aero-Lenkern sind einfach viel sicherer und schneller unterwegs, weil sie eben nicht nur an einer Griffposition schalten können, sondern an Extensions und Basebar, eben da, wo auch die Bremshebel sind. Hier gehe ich nie wieder auf was anderes zurück. Aktuell sprechen wir bei Shimano von der dritten Generation und damit auch der ersten, die zwölf Ritzel schaltet. Die erste hatte ich an einem Scott Plasma TT-Bike, das es auf dem freien Markt so gar nicht gab, und bei dem mehr als eine Detaillösung nur Prototyp war. Meins kam über Umwege und in der Lackierung vom HTC-Team. Position und so weiter bitte einfach ignorieren, das Bild ist zehn Jahre alt. Da dran war dann die erste, noch Shimano 10-fach 7970 Di2 mit den fetten vierpoligen Kabeln verbaut. Eine der Lösungen damals ist heute oft Standard bei integrierten Bikes: Die Kabelführung lief aus dem Wind und durch Steuersatz und Gabelschaft. Ergebnis nach einem guten Jahr Fahrbetrieb und glücklicherweise erst Montag nach der Staffel in Roth war ein Kabelbruch genau an dieser Stelle. Das Rad war so kompliziert, dass ich einen extra Kartonkonstrukt brauchte, um es zum gelben Engel nach Weinheim zum Reparieren schicken zu können. Learning schon damals: Elektronische Schaltung ist geil, wenn sie denn geht, aber wenn auch nur das kleinste Bisschen hakt, geht sie gar nicht mehr und im Vergleich zum mechanischen Bruder steht man dann wie der Ochse vorm Berg, bis die Störung lokalisiert und behoben ist. Die zweite Version kam dann schon mit deutlich dünneren Kabeln, war aber nicht weniger anfällig: Die Extension samt Shifter fällt dir beim Schrauben einmal runter? Totalschaden. Du hast die tolle Idee, die Hülle vom Bremszug samt Di2 Kabel in einem Stück Schrumpfschlauch zu verstauen, damit das alles aufgeräumter aussieht und besser im Canyon Ultimate Rahmen verschwinden zu lassen? Super, allerdings liegen die beiden Eintrittsöffnungen ein paar Zentimeter auseinander und nach genug Lenkeinschlägen – genau – bricht das Di2 Kabel und nichts geht mehr. Langsam bekommt man dann Routine in der Fehlersuche. Und merkt, wie viel Geld man für ein Stück filigranen Klingeldraht aus Japan aufrufen kann. Was anderes verbaut SRAM bei seiner kabellosen Funkschaltung übrigens auch nicht, ab dem Moment wo die eTap im Aero-Lenker verbaut ist. Weil die Shifter an den Extensions lange keine eigene Stromversorgung hatten, musste her auch immer ein Kabel von der Blipbox hingelegt werden. Jetzt haben sie zwar eine eingebaute Batterie, aber suche besser nicht nach was zum Aufladen oder Ausbauen. Akku leer bedeutet hier dann ab in den Müll mit allem. Das nennt man in den USA dann glaube ich Nachhaltigkeits-Offensive oder sowas. Die gute alte Blipbox ist übrigens einen besonderen Blick wert, denn auch da ist noch eine Knopfzelle drin, die regelmäßig getauscht werden muss, neben dem Laden der Akkus an SRAMs Schaltwerk und Umwerfer. Kurz zu denen: SRAM legt seine Schaltung bei Nichtgebrauch in den Standby-Modus, um Saft zu sparen. Da Schaltwerk und Umwerfer auf Erschütterung reagieren und dann wieder auf "on" switchen, solltet ihr die Akkus beim Transport immer raus nehmen, sonst ist im schlimmsten Fall im Trainingslager oder – bewahre – beim Wettkampf sonst wo auf der Welt der Zuhause noch fett geladenen Akku leer. Übrigens, mein neues Fully schaltet im Gelände jetzt auch erstmalig elektronisch und zwar mit SRAM und der X0 Eagle und da dann komplett ohne Kabel, die durch irgendwelche Windungen geführt werden müssen. Und auch das funzt bombig! Nochmal zurück zu der Knopfzelle in der Blipbox: Denn diese kann ein wahrer Killer sein, wenn sie plötzlich leer ist. Beim Monsterzeitfahren kam kurz vorm Start mal ein Kollege an und fragte nach einer CR 2032. Die dabei zu haben ist eine Sache, die mal eben schnell aus der sonst wo verpackten Blipbox zu bekommen, kann zum Alptraum werden. Das Plasma 6 ist so ein Beispiel, je nach Größe und Kabellänge (!) der Funkschaltung. Dort steckt sie nämlich in der Storage-Box hinterm Cockpit und an die ran zu kommen ist ein großer Spaß (nicht!). Du fährst ein Speedmax von Canyon? Falls du nicht weißt, wo die steckt, siehe mal hier die Bildergalerie und viel Spaß beim Schrauben: Vor Roth im letzten Jahr hatte ich in weiser Voraussicht die Knopfzelle getauscht, siehe auch die Markierung mit dem Datum. Die Idee stammt übrigens von den Feuermeldern bei mir im Haus, da dann immer auf 9-Volt-Blocks. Danach stand das Rad aber nur noch rum, und bis auf ein paar Einsätze auf der Rolle, um die gute SRAM Red Kette einzufahren, die man dann hier fertig gepimpt kaufen kann, wurde das Rad nicht mehr bewegt. Und von einem Moment auf den nächsten ging neulich wieder nichts, trotz voller Akkus: Die CR 2023 war nämlich schon wieder alle. Vom schnöden an der Wand hängen. So, und jetzt ist 2023 und Der Baranski schaltet am Rennrad und am Cervélo P5 TT-Bike 12-fach aus Japan. Die Kabel sind nochmal dünner, von der Funktionalität ist alles nochmal besser, die Junction Box entfällt komplett, dafür muss man beim Akku drauf achten, wo man das Kabel zum Schaltwerk anstöpselt, damit auch alles an Signalen übertragen wird. Sonst geht auch hier wieder, du rätst es nie: nada. Also bitte mittig anschließen! Aber auch das ist noch nicht perfekt, neben solchen Anwenderfehlern, wie bei mir neulich mit dem Kabel, das im Rahmen verschwand. Weil auch hier der Akku gern mal früher leer ist, als man denkt. Irgendwo habe ich was von 100 Stunden gelesen und das kann ich nicht mal ansatzweise bestätigen. Auf Malle habe ich das voll aufgeladen, da bin ich gute 25 Stunden gefahren und danach nochmal maximal so zehn bis 15 und zack, war er Sonntag wieder leer. Bei Shimano äußert sich das am Ausfall des Umwerfers, der vorher noch auf das kleine Blatt schaltet, neben der kleinen roten Diode am Schaltwerk. Man kommt also immer noch nach Hause, Intervalle auf dem großen Blatt kann man dabei aber dann nicht mehr fahren. Wobei EBs auf dem 40er auch mal witzig sind. So, und natürlich kann man den Akku-Ladestand vorher per App oder Leuchtdiode kontrollieren respektive auslesen. Am besten auch noch den vom Computer, den Lampen, dem Powermeter und dem Smartphone, wegen Selfies auf dem Rad und so. Schließlich fährt ja auch niemand mit den halbvollen Trinkflaschen vom Wochenende los. Aber ganz ehrlich, irgendwann vergesse ich mindestens ein Gerät zu checken und dann ist halt so wie heute Mittag plötzlich noch die Batterie von den Garmin Rally Pedalen alle. Die fährst du auch? Dann lege dir schonmal zwei CR1/3N-Batterien hin, die gibt es nämlich nicht an jeder Tankstelle! Spätestens jetzt kommt immer einer auf den Trichter, dass das ja alles schön blöd und ich bei dem ganzen Technikkram selbst schuld sei, weil 1. früher man das alles ja auch nicht gebraucht habe und 2. mechanische Schaltung eh immer noch die besten sind. Dazu: das 1. kann ich nicht mehr hören und übergehe das inzwischen einfach. Zu 2.: ich fahre am Gravelbike NOCH eine mechanische Schaltung und die ist in der Tat herrlich einfach und funktioniert toll. Okay, kürzlich riss der Schaltzug auf Kopfsteinpflaster, weil der kräftige Herr Jacke vorne so am Horn zog und es ging auf dem 11er Ritzel im K3-Modus nachhause durch die Heide. Bis zum letzten Jahr hatte ich auch noch ein Scott Addict mit der 11-fach Dura-Ace mechanisch und auch die hat toll funktioniert, auch und gerade der Umwerfer, der für mich jahrelang der Performance vom mechanischen Schaltwerken hinterherhinkte. Also nochmal, das Rad war richtig geil und bis auf Powermeter und Computer auch Akku-frei. Als ich das dann vor genau einem Jahr in den Radkoffer packen wollte (auch Gran Canaria wie die Tage wieder) ging plötzlich der rechte STI Hebel überhaupt nicht mehr. Also ohne Grund, es gab keinen Sturz, da war nichts ausgefranst oder sonst was, das Ding bewegte sich kein Stück und ich wurde wieder hektisch. Tipp meiner persönlichen Sorgenhotline bei Scott in der Schweiz, die inzwischen nichts mehr aus der Ruhe bringen kann: „Frag nicht, ziehe einfach einen neuen Bowdenzug ein und gut ist, das passiert halt manchmal und keiner weiß, warum“. Das hat dann auch geholfen. Mit anderen Worten: Der Teufel ist ein Eichhörnchen, egal ob mit oder ohne Strom. Und Schalten ist eh was für Schwächlinge, ähnlich wie das Trinken beim Training. Kommentare sind geschlossen.
|
Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
September 2024
Kategorien
Alle
|