Heute geht es mal wieder um das Thema Schmierung. Und wer hier öfter dabei ist und jetzt mit den Augen rollt: es geht dieses Mal nicht um trocken für die Kette , sondern um feucht und in der Hose. Früher ging es dabei in erster Linie darum, das Sitzleder geschmeidig zu halten. Also das der Hose, nicht das des Fahrers. Das war nämlich damals wirklich noch aus Leder und wenn man das nicht pflegte, dann wurde das po-rös. Heute heißt das Ding Chamois und ist Hightech und das Einzige was hier noch geschmiert werden muss, dass ist der Allerwerteste. Und die Kronjuwelen und/oder, was sich da sonst noch in der Nähe befindet. Wie wichtig das ist, merkt man/frau beim Zeitfahren oft erst dann, wenn man es vorm Start in der Hitze des Gefechts mal vergessen hat. Dann zwiebeln am nächsten Tag nicht nur die Beine. Das liegt daran, dass man sich im Idealfall einmal setzt und dann nach zehn, 20 oder 50 Kilometern wieder absteigt. Und unterwegs nichts von der Reibung merkt, weil man da andere Befindlichkeiten hat. Aber wie gesagt, danach freut man sich dann umso mehr, besonders wenn man eine Sitzposition wie gemeißelt fährt und Dauerzug auf der Kette hat – und nicht nur vorne runterdückt oder einfach immer das jeweils vordere Bein fallen lässt. Ich habe in den letzten 20 Jahren so ziemlich alles an am Markt befindlichen Produkten ausprobiert und nehme euch mal mit auf eine kurze Rundfahrt: Angefangen habe ich als Student und aus Kostengründen mit Melkfett. Das geht, wie der Name schon sagt, eigentlich auf das Euter bei der Kuh und ist Vaseline mit ein paar Zusätzen. Beim Raiffeisenmarkt auf dem Dorf haben sie damals ganz irritiert geguckt, als ich erzählte, dass ich mir das beim Radfahren auf den Hintern schmieren würde, ohne Unterhose dazwischen. Ach ja, das mit ohne Hose setze ich im Übrigen einfach mal voraus bei euch. In ganz ähnliche Richtung ging Eules Gesäßcreme. Viel mehr als Melkfett war das auch nicht, aber es war ein nettes Bild von ihm auf der Packung. Eule war der Kauz, der beim Team Telekom/T-Mobile die Beine massiert hat und mindestens auch immer noch was für den wunden Podex dabei hatte. Wer den Film „Höllentour“ gesehen hat, da war Eule derjenige, der sich das Geheule (nicht das auf der Pressekonferenz mit dem "Dopinggeständnis") von Zabel und Aldag nach einem Zeitfahren der „Tour de France“ angehört hat, weil sie so langsam waren mit ihrem 42er Schnitt: Und ja, 42 km/h als Stundenmittel ist als Radprofi mit Aerolenker ist echt nicht so dolle. Vielleicht war aber auch einfach der Saft alle. Das Zeug hat zwar irgendwie funktioniert, war aber recht zäh und zu viel des Guten im Sinne von zu Fett. Und es ging schwer wieder ab. Problem bei allem auf Basis von Vaseline ist, dass es die Haut und Poren förmlich erstickt und so richtig durch das Sitzpolster durchsifft. Kleine Anekdote dazu: Ich hatte vor Jahren mal das Vergnügen, zwei Cracks bei einer RTF einzusammeln, die an einer Verpflegung aufgegeben hatten und nach einem Shuttle zum Start fragten. Einer war erklärter Sprinter, sein Kumpel angeblich Zeitfahrer. Ich kannte beide nicht. Die Experten waren beide so fett von Mutti eingecremt worden, dass die Unterlage auf dem Autositz (zum Glück gab es die!) nachher aussah wie nach einer Portion Fish and Chips. Da standen die beiden aber schon am Kuchenbuffet und gaben Tipps, wie man eine RTF gewinnt. In eine ganz andere Richtung geht die Sitzcreme von Assos aus der Schweiz. Wer die Marke kennt, der rechnet wegen der Radhosen auch mit dem Burner, wenn es um Sitzcreme geht, oder? Die Creme geht besser rauf und wieder runter als der Kram auf Vaseline-Basis, bei mir kam der kühlende Effekt – den gibt es dabei wirklich – in dem Bereich allerdings nicht so richtig gut an. Ihr liebt das Gefühl von FISHERMAN´S FRIEND im Schritt? Dann ist das eventuell mal einen Versuch wert. Was man Assos hierbei lassen muss, im Vergleich zu den Hosen ist der Preis für dieses Zeug echt human. Und wie gesagt, bei den Hosen und besonders den Polstern gibt es meiner Meinung nach kaum bessere. Nur so als Tipp, falls noch wer was für Papa zu Weihnachten und Ostern zusammen sucht. Nächster Schritt war die Sitzcreme von Squirt, die "Barrier Balm Hautschutzcreme". Die Marke kennt man vom Kettenschmiermittel Squirt Lube auf Wasserbasis und das ist ganz gut, auch wenn ich was besseres benutze. Was bei mir und der Sitzcreme falsch gelaufen ist, kann ich ehrlich gesagt nicht mehr nachvollziehen. Die ist unter anderem auf Basis von Teebaumöl und Lanolin hergestellt und das Zeug geht nicht nur extrem schwer, weil zäh drauf auf die Haut und das Polster, sondern es verändert beim Schwitzen seine Farbe und Konsistenz und man braucht unter der Dusche recht lange, um das wieder runter zubekommen. Die Haut ist dazu noch extrem stumpf, so als hätte man da irgendwas mit Tannenharz draufgeschmiert. Vielleicht ein Einzel-, auf jeden Fall bei mir ein Totalausfall. So, und angekommen bin ich seit Jahren jetzt bei dem Produkt 2Skin von Pjur Active. Das ist mit Abstand das flüssigste Mittel, was ich bisher probiert habe und statt einer Creme jetzt eine Lotion. Drüber gestolpert bin ich durch den Triathlon, 2Skin soll nämlich auch noch gut für die Füße beim Laufen und an allen neuralgischen Stellen beim Neoprenanzug sein, wo was scheuern kann. Damit kennen sich andere Experten besser aus als ich, aber wofür ich beide Daumen hoch gebe, ist die Performance von dem Zeug auf dem Rad beziehungsweise in der Büx. Hauptbestandteil ist sowas Ähnliches wie Silikon, auch wenn das wohl etwas zu einfach ausgedrückt ist. Was mir besonders gut gefällt, ist wie gut das aufzutragen ist und wie gut es dann nachher auch wieder abgeht, ohne dass man unterwegs schon merken würde, dass die Wirkung irgendwie nachlässt.
Übrigens: Die PJUR Group kommt ursprünglich aus dem weiteren Einsatzgebiet von Gleitmitteln, auch für unterhalb der Gürtellinie. Gar nicht so doof, sich dann auch mal mit Scheuerstellen beim Radfahren zu beschäftigen. Egal ob beim metrosexuellen Großstadtradler in Rapha oder beim hardcore Fratzengeballerer mit Blick über Kreuz auf dem Zeitfahrbock. Kleiner Tipp beim Auftragen vor dem Start und der gilt für alle Präparate gleichermaßen: nehmt dazu bitte bitte bitte Einweghandschuhe. Das ist nicht nur netter beim Handshake mit den Kontrahenten am Start, sondern es hält den Schmiereffekt dort fern, wo man ihn eben nicht haben möchte, etwa am Aerolenker. So, und bevor ihr jetzt anfangt zu suchen: hier bei mir im Shop kann man das ganz bequem ordern, so wie ganz viel anderes geiles Schnellfahrzeug. In diesem Sinne: Fröhliches Eincremen und scheuert euch keinen Wolf! Kommentare sind geschlossen.
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Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
September 2024
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