Heute in einer Woche ist es soweit, in Posen geht eine weitere Austagung der UCI-Masters-WM über die Bühne. Und ich nehme nochmal einen Anlauf, nachdem ich 2017 in Albi in Südfrankreich Fünfter geworden bin. Da man da in Nationalfarben starten muss und es Zeitfahreinteiler so von der Stange gar nicht gibt, habe ich mir einen bauen lassen. Vielen Dank an Richy und das Team von Endura, die das so kurzfristig umsetzen konnten – und wollten. Andere Anbieter hatten im Juli Ideen von Lieferzeiten um die acht bis zehn Wochen. Weil ich sowas vorher immer ausprobiere und weil ich die Veranstaltungen von der Zeitfahrserie Nord so liebe, ging es gestern zum letzten Mal für dieses Jahr hoch nach Husum. Der neue Einteiler sollte unter Renntempo getestet werden und mein Scott Plasma hatte ich auch wieder auf die UCI-Maße zurückgebaut. Sonst fahre ich weiter vorne und das ist schon eine ziemliche Umstellung, vor allem für den unteren Rücken und unter Vollast. Dazu gab es schonmal was im Blog Und weil es nächste Woche nur knapp 18 Kilometer werden und gestern 35 angesetzt waren, hatte ich noch so eine Idee: in Absprache mit meinem Coach Niklas war der Plan, die ersten von sechs Runden á sechs Kilometer so zu fahren, als gäbe es die letzten drei nicht. Dann hätte ich nochmal die Belastung am Anschlag und einen groben Wattwert für die WM, den zumindest ich im Training so nie zustande bringe. Klang alles ganz plausibel auf dem Papier. Mit dem festen Plan ging es dann also an den Start. Vor mir in der Startaufstellung war Tjorden Delfs an der Reihe. Das ist in Schwesing schon ein Dauerbrenner: Delfs gegen Baranski. Die Zeitabstände beim Start waren kurze 20 Sekunden und ich bin dann auch angefahren, als würde ich Bäume ausreißen müssen und können. Dabei immer den orangen Helm in Sichtweite. Beziehungsweise nur in den Kurven, weil der Kollege auch verdammt gut auf dem Rad sitzt und man von hinten nur seinen Hintern sieht und der war wie so oft schwarz – also der Stoff vom Einteiler. Nach knapp zwei Runden hatte ich ihn dann aufgefahren und es ging ja genaugenommen nur noch um eine. So langsam setzte sich dann aber das ein, was IMMER passiert, wenn man beim Zeitfahren zu hart angeht: ich war angeknockt. Nach der dritten Runde habe ich bei der Zielpassage dann einfach mal auf die Lap-Taste gedrückt. Viel hätte da allerdings nicht gefehlt und ich hätte das Zeitfahren beendet. Wenn ihr auch mal einen ähnlichen Plan mit dem absichtlichen Überzocken haben solltet: sowas rächt sich zu 100 Prozent. Rächen weil weiter weg kam ich jetzt nicht mehr und irgendwann ließ Tjorden mich wieder ganz blöd stehen. Und was von außen immer ganz verlockend aussehen mag, hat einen Haken: der hintere Fahrer ist in dem Fall nämlich immer der Gelackmeierte, weil er versetzt fahren muss und dann eben nicht mehr die Idealline fahren kann. Ein paar mal wurde das recht haarig, als ich dann auch noch um langsamere Fahrer herumschiffen musste. An dieser Stelle danke fürs Platzmachen und sorry für den Tonfall, den ich bei sowas dann am Leib habe, wenn ich von hinten angerauscht komme. Und eine weitere Lehre von gestern, falls ihr das noch macht: beim Zeitfahren nie umgucken! Weil immer wenn er das tat, konnte ich nochmal Reserven mobilisieren, von denen ich nichts mehr geahnt habe und bin ein paar Kilometer vorne gefahren. Und immer wenn ich mich dann vergewissern wollte, ob er nun endlich platt und weg war, kam er kurz danach wieder vorbeigerauscht. Im Ziel war er dann vorne und wir beide stehend K.O.. Wer mag, kann das Raussterben nach hinten bei den Rundenzeiten sehen. Eins noch zur Strecke auf dem Flugplatz in Schwesing, auch wenn das gestern wieder nichts geworden ist: ich bin fest der Meinung, dass man da einen 48er Schnitt fahren kann. Ob nun ich oder ein anderer Pilot im nächsten Jahr. Gekettet hatte ich gestern übrigens erstmalig ein 60er Kettenblatt (Stichwort Generalprobe). Und wenn mehr Wind gewesen wäre, das war gestern für Nordfriesland nämlich echt mau, dann wäre ich auch viel öfter hinten auf der Elfer unterwegs gewesen. Fazit zum Auftritt gestern: Kann man machen, muss man aber nicht, zumindest nicht öfter. Oder eben mit den Konsequenzen leben: Heute bin ich kaum aus dem Bett gekommen. Und so im Arsch war ich das ganze Jahr nach keinem Zeitfahren. Wenn das ein Ziel war, dann habe ich das auf jeden Fall für diese Woche erreicht.
Glückwunsch auch noch an die beiden Kandidaten Grospitz und Jacke: you are getting there! Comments are closed.
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Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
September 2024
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