Heute geht es um das gepacete Intervallieren. Klingt hochtrabend, macht aber eh schon jeder. Du nicht? Doch! Wettkampf ist ja aktuell nicht dank Corona, aber trainieren tun ja trotzdem oder gerade alle fleißig weiter. Ich übrigens auch und witzigerweise fehlt mir der Fixpunkt Wettkampf gar nicht so wie gedacht. Also bin ich weiter am Ballern und weil der April dann eigentlich immer Saisonstart ist, auch ambitioniert. Das bedeutet, dass es regelmäßig in unterschiedlich kurzen Intervallen zur Sache geht. Und weil es ja doch immer irgendwie Ausdauersport ist, kommt dem Pacing hierbei immense Bedeutung zu. Witzig hierbei und wer hätte das gedacht: das gilt auch für kurze Sachen. Ratet mal, ab wann man von einer geregelten, also gepacten Leistung spricht. Eine Stunde? Eine halbe? Zehn Minuten? Fünf? Ich bin aus diversen Gründen ein großer Fan des Titels „Siegen ist Kopfsache“ von Matt Fitzgerald (das es übrigens hier bei mir im Shop zu kaufen gibt) und hier dreht es sich immer wieder um das „Pychobiologische Modell der Ausdauerleistung“ von einem Samuele Marcora. Hier bitte nicht vom Titel schrecken lassen, sondern besser mal näher damit befassen! Dabei geht es nämlich darum, dass alles ab 30 SEKUNDEN automatisch von euch gesteuert wird und zwar in Erwartung der Belastungsdauer. Quasi so wie bei einer automatischen Abregelung. Oder als Schutz, euch nicht vollends in den Keller zu fahren. Das ist manchmal ein bisschen sowas wie eine Gabe, man kann das aber auch bewusster angehen. Aus Zeiten vor meines mittlerweile etwa akribischeren Herangehens an die Zeitfahrdistanzen ging das bei mir schon wie von selbst. Eben automatisch gepaced ob auf zehn oder 20 oder 40 Kilometer. Als ich mich damals mit meinem damaligen TT-Guru Lars Teutenberg dazu ausgetauscht habe und ihm ein paar meiner Zeitfahr-Dateien gezeigt habe, hat er das sowas wie bestätigt: es sei erstaunlich, wie sehr ich mir anfangs in die Fresse treten würde, ohne nachher dann entsprechend einzugehen. Lars mag es übrigens ähnlich burschikos wie ich. Der Kopf spielt hierbei also eine immens große Rolle. Konkret sind das die Erwartungen an das, was kommt, beziehungsweise auch was ihr euch zutraut, eben auf genau die angepeilte Dauer des Intervalls. Und ja, je länger das ist, umso weniger Leistung werdet ihr erwarten und auch abliefern. Fertig fühlen werdet ihr euch hinterher übrigens eh, egal ob nun 10% mehr oder weniger drin waren. Also gern ran an die Buletten! Zwei Beispiele von mir dazu:
Kürzlich habe ich für einen Beitrag auf tri-mag.de eine neue Art Leistungsdiagnostik draußen absolviert, die aus mehreren Intervallen bestand. da war alles dabei von 20 Sekunden bis 12 Minuten, Ansage: alles was geht. Ich merkte schon unterwegs, dass die alle nicht so geil waren. Zur Auswertung bekam ich dann vom Entwickler dahinter, Sebastian Weber, die Aussage reingedrückt, ich wisse wohl schon, dass ich nicht gerade in Topzustand sei. Meine Trainingsbereiche, Schwelle usw. waren dann auch unterirdisch und nicht da, wo ich sie erwartet hatte oder sonst aktuell trainierte. Webers Aussage dazu: „naja, die Zahlen lügen nicht“. Da musste ich also nochmal ran. Ich bin dann ein paar Tage später nochmal los, wusste was auf mich zukommt, wusste, was es zu schlagen galt – und auch, was ich mir zutraute. Das Ergebnis: teilweise 20 Watt mehr pro Intervall als beim Erstversuch. Und siehe da, plötzlich matchten sich die ausgespuckten Daten auch mit meinen Trainingsbereichen samt Schwelle. Zweites Beispiel: bei mir gibt es sowas wie eine Schlüsseltrainingseinheit, die ich regelmäßig absolviere, um zu wissen, wo ich stehe. Und die geht so: ich fahre mit dem Rennrad fünf Mal eine leichte Steigung hoch, immer 2,5 Minuten all out. Danach sofort wieder runter 2,5 Minuten, mittel bis eher nicht erholen und wieder hoch. Weil das ganz gut reinhaut, passiert das aber nicht jede Woche. 2018 bin ich nach dem Sommerurlaub wieder los, OHNE vorher nochmal zu gucken, was ich da immer so gelatscht bin. Ziel: möglichst auch das fünfte Intervall noch annähernd so hart zu fahren wie Nummer eins und zwei. Von der Belastung geht da nicht viel mehr, ich stehe danach jedes Mal würgend in der Busbucht oben in Langenrehm. Und jetzt wird es sagen wir mal fiktiv: ich habe mir an dem Tag vorgenommen, 450 Watt zu erreichen. Das hatte ich grob vom letzten Mal in Erinnerung. Die ersten drei Ritte klappte das auch. Dann kam mein Kumpel Matten dazu. Mal wieder zu spät, weil wieder eine Schraube, Speiche oder sonst was locker war oder er noch flicken musste. Der Klassiker halt. Wir sind dann zusammen die letzten beiden Mal da hoch und siehe da: das fünfte Intervall im Sparring war sogar das beste und lag noch über 450 Watt. Oben waren dann zwei Leute blau. Nebenbei: bei sowas sowie etwa auch bei IEs hilft ein Tempo-Hase wunderbar, um noch etwas mehr aus dem Tank zu zaubern. Zuhause hatte ich dann große Augen, als ich sah, dass es sonst immer so 430 Watt waren. Eine Woche später habe ich dann den „King of the Lake“ gewonnen, 47 Kilometer Einzelzeitfahren, ein geplanter Komplettabschuss. Teilweise, weil das für mich der Tag der Tage war. Aber eben auch weil ich wusste, was ich aktuell kann – und da die Anstiege entsprechend hart hochgebraten bin. Wie ich das ganz konkret im Zeitfahren mache mit dem Pacing, zumindest theoretisch, das findet ihr übrigens hier Ihr merkt also, es kommt neben den Beinen auch drauf an, dass der Kopf oben richtigrum draufsitzt. In diesem Sinne: weiter fröhliches #fratzengeballer ! Kommentare sind geschlossen.
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Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
Januar 2025
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