Im zweiten Teil zum Renntandem geht es endlich um die Hardware. Ein paar von euch haben ja nach Teil 1 schon danach gefragt. Vorab kurz ein paar Eckdaten, bevor es dann in einer ausführlichen Bildergalerie um die Details geht. Weil Tandems im sportlichen Bereich eine absolute Seltenheit sind und sich sowas immer nur über die Stückzahl lohnt, gibt es die fast nicht aus Carbon. Fast, weil es mit Calfee zwar einen Anbieter aus den USA gibt, die aber hässlich wie die Nacht sind und für mich nicht so recht nach state-of-the-art aussehen, was den Rahmenbau angeht. Wenn man bedenkt, wie wenige Exemplare davon ein Hersteller absetzen wird, und dass er zudem noch zwei Rahmengrößen in einem Rahmen vereinen muss, weil ja zwei unterschiedlich große Leute drauf sitzen, sind die Teile weitestgehend aus gutem alten Aluminium. Wie die meisten Renntandems benutzen Tim und Peter deshalb ein Modell von Duratec aus Tschechien. Und zwar recht schlicht in schwarz eloxiert und primär auf stabil getrimmt. Das Systemgewicht, also beide Jungs samt Bike, liegt so bei 170 bis 180 Kilogramm. Wer sich damit ein bisschen befasst, der wird wissen, dass es immer noch zahlreiche hohe Aero-Laufräder gibt, bei denen offiziell bei 100 Kilogramm Schluss ist. Also Rad samt nur einem Piloten in voller Montur. Weil speziell die Laufräder eine Menge abkönnen müssen, setzten die beiden wie viele Doppel auf etwas von FFWD aus den Niederlanden. Hier hilft es dann bei der Materialwahl, die Nische in einer Nische zu finden. Ob es von anderen Herstellern zumindest was inoffizielles für Tandems gibt? Gute Frage, ich höre mich mal um. Weiter unten geht es nur um das Tandem in der TT-Variante und das bremst noch mit zwei klassischen Felgenbremsen. Das Tandem für die Straßenrennen ist da schon eine Stufe weiter und verzögert mit Scheibenbremsen. Wenn man von aktuellen Zeitfahrbikes verwöhnt ist, dann mag das Renntandem bei den Anbauteilen recht rustikal wirken. Behaltet dazu aber mal im Kopf, dass alles daran mehr oder weniger die Last und dem Bumms von zwei Piloten aushalten muss. Damit die beiden den auch richtig dosieren, sind sie mit drei Computern unterwegs: Peter hat vorne zwei, Tim einen mit ganz großer Anzeige. Zudem messen sie per Wattmesspedal ihre Leistung. Peter sieht die von beiden vorne, um zu wissen was hinten so geht. Und Tim sieht bei Peter am Rücken angebracht seine eigene Leistung auf dem Computer – und je nachdem wie Peter sitzt, auch wie der gerade so drauf ist. Wie ihr aus Teil 1 noch erinnert: der möglichst gleichmäßige Tritt ist eine der Hauptherausforderungen für so ein Gespann. Verbunden sind beide hierbei durch eine Synchronkette, die beide Kurbelgarnituren verbindet. Vorne gibt es nur ein recht kleines Kettenblatt, die wesentliche Übersetzung findet wie bei einem normalen Fahrrad hinten statt. Auch wenn beide zusammen ein mit 58 Zähnen recht großes Kettenblatt bedienen. Schalten tut übrigens nur einer und zwar der Pilot vorne per Di2 Shiftern. Interessant ist noch das Cockpit vom Stoker Tim: er hat nur einen Basebar mit steil nach vorne abfallenden Armschalen. Greifen tut er notgedrungen am Rahmen, ihr erkennt das am Lenkerband am Ober- und Sitzrohr. Auf den ersten Blick sieht das immer ein bisschen so aus, als würde er bei Peter zwischen den Beinen etwas suchen. Tut er aber nicht. Kosten tut die ganze Schüssel samt Laufrädern übrigens so um die 12.000 Euro. Und wie das im Detail aussieht, das seht ihr im Folgenden: So, und wer die Bilder der beiden im Wettkampfmodus jetzt mal unter aerodynamischen Gesichtspunkten betrachtet, dem wird auffallen, dass beide relativ aufrecht auf dem Rad sitzen. Bei mir hat es keine Minute gedauert, bis ich da an eine Optimierung der Position gedacht habe. Knackpunkt, zumindest was die Königsdisziplin Windkanal angeht: das Schiff ist einfach zu lang. Weil im Regelfall auf einer großen Waage im Windkanal gemessen wird und bei der Erstellung davon sicher keiner an ein so langes Rad gedacht hat, passt das Renntandem zumindest in Immenstaad nicht in den Tunnel. Schade, denn da steckt sicher noch viel Potenzial. Mein guter alter Bekannter (mehr gut als alt) JP Ballard von Swiss Side musste da zumindest erstmal passen als ich ihn drauf ansprach. Auf den Bahn sind die beiden da aber dran. Naja, aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Wer in der Zwischenzeit noch mehr zu den beiden erfahren will und über ihre Rennsaison auf dem Laufenden bleiben möchte, so wegen Tokio und so, der guckt einfach mal hier:
https://www.herrmann-renntandem.de/ https://de.m.wikipedia.org/wiki/Tim_Kleinw%C3%A4chter https://www.facebook.com/timkleinwaechter/ https://www.instagram.com/tim_kleinwaechter_renntandem/ Bilder copyright Atterbiker/sportograf, Marathonfotos, Renner/Renntandem Comments are closed.
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Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
September 2024
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