Ihr kennt das vielleicht, man fiebert auf ein Saisonhighlight hin und wenn das dann Geschichte ist, ist erstmal die Luft raus. Das war bei mir die letzten Tage so, deshalb mit etwas Verzögerung erst heute bei mir im Blog: Der ultimative Rückblick zum ultimativen Zeitfahren, dem King of the Lake rund um den Attersee. Es ist seit Jahren nicht nur bei mir die ganze Saison der Punkt am Horizont, auf den man hinarbeitet, das Rennen rund um den Attersee. Ich habe da erstmalig 2016 von gehört und seit 2017 bin ich da nonstop am Start. Inklusive Heckenschnitt 2017 und Sieg 2018. Ehrlicherweise muss man sagen, dass ich in der öffentlichen Wahrnehmung nicht der wäre, für den mich heute viele von euch halten, hätte ich nicht diese Story im Schlepptau. Das gipfelt inzwischen in solchen Dingen wie das im Supermarkt in Schörfling das Getuschel losgeht, wenn ich mir ne Cola kaufe und Leute ewig um mich rumschleichen, bis sie mich endlich anhauen. Um das nochmal zu betonen: Sowas ist mir eher unangenehm, ich sehe mich eher als genauso so eine Hobbygurke wie die meisten von euch an. Nur halt mit 20 Jahren Zeitfahren auf dem Buckel, von denen ich ein paar auch ziemlich gut war. Das war dann auch einer der Gründe, warum Kollege Strasser mich am Vorabend zu seinem Podcast „Sitzfleisch“ eingeladen hatte, der im Rahmen vom Kick-Off mit Publikum live stattfand. Straps und sein Kumpel Flo bewegen sich ja sonst eher im Langstreckenbereich und seit letztem Jahr vermehrt auch bei sowas wie einmal quer durch Europa auf Bockwurst und Snickers von der Tanke. Ich als „Racer“ konnte nicht anders und habe das bewusst despektierlich als Radwandern veräppelt, nass gemacht hat der Straps mich beim Rennen dann aber doch wieder. Wer mag, der kann hier hören, wie wir uns gegenseitig auf die Schippe genommen haben und jeder mal die Lacher auf seiner Seite hatte. Der Rest von der Rennvorbereitung lief dann nach Plan und beinahe stressfrei. Es zahlt sich halt aus, früh anzureisen und alles Richtung beruflicher Mails und andere Baustellen einfach mal auszuschalten, nicht so wie beim (nicht nur wettertechnischen) Debakel vom letzten Jahr. Das Wetter dieses Jahr war übrigens so grandios, dass wir nachher noch ein paar Tage dran gehängt haben und tatsächlich das erste Mal auch im Attersee zum Schwimmen waren. Brust, Kraul und Hundepaddeln. Das Rennen an sich verlief dann wie im Tunnel, also in positiver Hinsicht. Ich zerlege mir das ja immer in kleine Abschnitte, an die ich dann einen Haken nach dem anderen mache. Also etwa enge Ortsdurchfahrt Weyregg, Anstieg bei Unterach, den Zieher durch Nussdorf, die vorletzte Rampe mit 13 Prozent und dann die letzte Abfahrt mit Kurve vorm Ziel. Die Watt waren zwar nicht da, wo ich sie gern gehabt hätte, so wie bei ganz vielen Piloten, vermutlich auch wegen der Wärme, die sich auf eine Stunde schon bemerkbar macht. Aber alles in allem war ich mit mir im Reinen, auch wenn das wieder nichts mit unter einer Stunde geworden ist. Kudos an dieser Stelle an Wolfgang Götschhofer, der das endlich geknackt hat und sich gefreut hat wie ein kleines Schulkind. Genau das ist nämlich auch mein Ziel, und statt Kunstnebel wie beim Götschi oder der Seifenblasenpistole wie dieses Jahr wird dann auch wieder die große Konfettikanone aufgefahren. Gereicht hat es immerhin zum Sieg in der immer noch etwas ungewohnten Altersklasse U 60 vor Ole Saalmann, der mich vor Kurzem noch verblasen hat, aber laut eigener Aussage auf dem Rückweg nach Schörfling gelitten hat wie nie. Platz drei ging an Wolfgang Hauser. In der Gesamtwertung war ich so weit hinten wie nie auf Platz 40. Ob ich damit zufrieden bin? Natürlich nicht. Woran das gelegen hat? Es waren 39 Leute schneller als ich. Aber keine Sorge, erstens bekommen die jungen Wilden demnächst nochmal ihr Fett ab hier im Blog und zweitens habe ich schon jetzt ein Ziel mit 39 Namen drauf. Auch wenn das mit ganz vorne nie wieder was wird. Aber so schöne Vorher-/Nachher-Bilder wie am Attersee gibt es sonst auch nirgends. Inklusive so bestialischer Schmerzen im Gluteus Medius, wie sich sie sonst auch nie habe. Was mir dieses Jahr besonders positiv aufgefallen ist, war das sportliche und faire Miteinander in und um das Festzelt und die Siegerehrung. Jeder hat sich für den anderen gefreut, auch wenn natürlich alle am liebsten gewonnen hätten. Ob nun Tommasso aus Italien, die neuen schnellen Gangster aus Hessen, der Mann aus Muskeln, Samensträngen und Köthen Tino Beck (wetten, der fährt 2024 wieder?), Vater Erler, Bomber Lemp und wie sie alle heißen, alle lagen sich schon beinahe herzlich in den Armen. Zu späterer Stunde gab es angeblich auch die eine oder andere Schnapsleiche, aber da war ich schon raus und in der Heia. Weil am nächsten Morgen noch ein Social Ride mit Straps und der Specialized Posse aus Holzkirchen auf dem neuen Tarmac 8 anstand. Also alles eitel Sonnenschein in Österreich? Für mich auf jeden Fall, aber als ich ein paar Tage nach dem Event wieder tiefer in Social Media einstieg, hatte sich ein Shitstorm wie aus dem Bilderbuch rund um das Rennen entwickelt. Grund war ganz grob das Fehlen der Eliteklasse bei den Frauen, die es anders als bei den Männern da noch nie gab. Als ich King war, gab es Queen Adelheid und noch einen Eliteking – der nachher über sein Blut per Aderlass gestolpert ist und jetzt vermutlich irgendwo in der Fahrradindustrie Kartons kleinreißt. Und diese Klasse bekommt bei den Männern zudem Preisgeld. Nur mal so: Mich und die meisten anderen aus zumindest meiner Bubble interessiert die Elite vor Ort übrigens maximal am Rande. Wie dem auch sei, auf Instagram führte eins zum anderen und ganz viele stiegen drauf ein und bashten den KOTL, wie sonst immer nur nach der Anmeldephase im Frühjahr, weil sie keinen Slot bekommen haben. Mit ein paar Tagen Abstand und etwas mehr Hintergrundwissen und – ganz wichtig – miteinander reden sieht das dann offenbar alles machbar aus. Also, habt euch alle lieb, gebt weiter schön Vollgas und wir sehen uns spätesten Mitte September nächsten Jahres. Und/oder noch beim Monsterzeitfahren in Almere am Sonntag, dem Mannschaftszeitfahren von Hamburg nach Berlin Mitte Oktober oder im Frühjahr auf dem Pico de las Nieves. Ich bin der große Blonde (!) mit dem schwarzen Schuh. Danke an Gottfried Gärtner, sportograf, Martin Granadia und fotorika für die Bilder und die Atterbiker für dieses Event!
#fratzengeballer #timetrial #zeitfahren #timetrialtuesday #debaranskishop #zeitfahrhacks @king_of_the_lake_attersee Comments are closed.
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Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
September 2024
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