Was macht ein Zeitfahrer eigentlich im Winter? Na neben dem obligatorischen Training auf und neben dem Rad immer und überall nach Verbesserungspotenzial suchen, um noch etwas schneller als die anderen zu sein. Und natürlich jeden Dienstag nach diesem #timetrialtuesday zu gucken, was andere schnelle Schlaumeier da so posten. Eine meiner Baustellen habe ich für dieses Jahr so definiert: Ich will auf dem TT-Bike wieder an die Wattwerte rankommen, die ich da früher geschafft habe – und die auf dem Rennrad nach wie vor so sind, wie vor sieben oder acht Jahren. Das war zuletzt nämlich nicht mehr der Fall. Der Abfall von Renn- zu Aero-Lenker waren deutlich zweistellige Differenzen, rund ums Jahr. In 2021 habe ich dem immer wieder mal mit zwei CP-20-Test auf den Zahn gefühlt. Pro Woche. Donnerstag auf dem einen, Samstag dann auf dem anderen Rad. Wenn du mich da am Deich gesehen haben solltest mit Schaum vorm Mund und ohne zu grüßen: Dann war das so ein Ritt. Hellhörig wurde ich kürzlich bei einem Webinar von Sebastian Weber mit Ryan Mullen. Der kann Zeitfahren und sagte zum Abschluss sowas wie, dass er auf dem TT-Bike eher noch mehr Watt aufbringen könne, als auf dem Rennrad. Meine Beobachtung und die von vielen Experten und Sportlern ging ja in die andere Richtung. Wohlgemerkt, ich war die letzten Jahre deutlich schneller früher. Grob war die Argumentation: Wenn du einen oder zwei KM/H schneller fährst, damit aber weniger Watt als früher aufbringen kannst, dann sei doch glücklich damit. Mit dem Phänomen habe ich mich vor anderthalb Jahren schonmal für eine größere Story in der triathlon befasst, inklusive der Jungs von HYCYS aus Hamburg, wo wir obigen Kreuzvergleich auch im Labor gemacht haben, mit der von mir so geschätzten Maske für den Atemgasaustausch. Davon sind auch die Bilder samt Spiro. Ergebnis damals irgendwie: Alles kann, nichts muss, mit Tendenz weniger Watt auf dem Aero-Lenker. Auf Nachfrage beim Weber hieß es dann allerdings, die Aussage vom Mullen sei bei guten Zeitfahrern üblich. Aha, weil zumindest im Masters-/Amateur-/Hobbygurken-Niveau halte ich mich für so einen. Dazu kommt diese Baustelle: Ich habe wieder ein nach UCI-Regularien eingestelltes Rad. Konkret sitze ich da wieder 5 Zentimeter hinter dem Tretlagerlot und die Enden der Extensions sind bei 85 Zentimetern davor. Siehe das Bild auf dem Scott Plasma. Die letzten Jahre „UCI-frei“ hat sich das immer weiter nach vorne entwickelt. Siehe mich auf dem Speedmax bei 0 und 89. Aussehen tut das ganz toll, aber eher auf sagen wir mal G2- denn auf EB- und darüber Niveau. Mit anderen Worten: Drei Stunden beim Monsterzeitfahren sind was anderes als 20, 30 oder 50 Kilometer Anschlag. Als ich die Video-Aufnahmen vom 21er „King of the Lake“ Zeitfahren gesehen habe, da habe ich gemerkt, dass da was nicht mehr stimmt, so unrund wie das aussah: Dazu habe ich noch eine Geschichte, die ist auch schon etwas her. Damals lieferte Andi Raelert in Roth einen neuen Rekord ab, frisch auf einem neuen BMC und in einer Position, die aussah wie gemeißelt. Gut sah er der junge Mann ja immer aus, aber die Position war der Hammer. Wer sich noch erinnert: Er hatte einen runden Rücken, der nahtlos mit dem Helm abschloss. Da war offenbar schnell, also habe das nicht nur ich versucht nachzubauen, sogar beim Bike-Fitter samt Video von der Seite. Sah auch toll aus, hatte bei mir aber das Ergebnis, dass ich den Bauch, in den ich sonst so richtig tief einatme beim Zeitfahren – atme, das ist kein Fett – plötzlich so angespannt hatte, um den Rücken hinzubekommen, dass da nichts mehr (rein) ging. Ergebnis: Miese Zeiten, keine guten Ergebnisse, Scheißidee zumindest für mich. Es geht leider da null um das Aussehen, sondern rein um die Aero-Werte samt praktischer Umsetzbarkeit unter Last. Aus einer meiner Windkanal-Sessions mit JP von Swiss Side habe ich unter anderem mitgenommen, dass mein Rad samt mir oben drauf in der UCI- keine messbare Verschlechterung zu mir in quasi „aufgebohrter“ Position brachte. Hauptknackpunkt war das Halten der muskulär deutlich anstrengenderen Position fünf Zentimeter weiter hinten. So, und was hilft dagegen, neben viel harter Einheiten? Genau: Ab auf die Matte. Und häufiger auch mal wieder zum Physio, der ein bisschen an mir rumbiegt und ein paar Hilfestellungen gibt, so wie mein Experte Folter André Wolter zu dem es nachher noch geht für eine Bestandsaufnahme. In diesem Sinne: Schöne Restwoche und fleißiges Rumexperimentieren euch allen. Bald ist ja wieder Saison! Wer bis dann noch mehr von solchen Zeitfahrhacks lesen will, der wird hier bei mir in Buchform fündig.
#getaero #aeroiseverything #timetrial #triathlon #cyclingpics #fratzengeballer #aeroasdrop #8000watt #wattagebazooka Bilder copyright Carla Nagel, Bauke Wagenmakers und spomedis GmbH, vielen Dank dafür! Comments are closed.
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Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
September 2024
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