Rund um den Ironman 70.3. in Alcudia war es mal wieder soweit. Ich war mit dem Rad auf Mallorca, primär, um mal zu gucken, wer da noch so rumhängt. Mittlerweile hat sich die Insel im Frühjahr ja zu einer großen Kontaktbörse entwickelt, was die Fahrradbranche angeht. Im Idealfall drehen hierbei alle zusammen ihre Runden in der Sonne. Oder frieren eben wie Hulle, weil es auch gern mal kalt und nass ist. Der Mai schien prädestiniert für Ersteres. Hat zum Großteil auch geklappt. Bei mir ist es schon ein paar Jahre her, dass ich zu der Jahreszeit hier unterwegs war und es hat sich einiges getan auf Mallorca. Früher gab es einen Laden mit Radklamotten in Arenal. Der Chef hatte den schlimmsten Mauldampf auf der ganzen Insel, aber im Februar schon die aktuellen italienischen Radklamotten vom Cipollinis Sprinterzug. Das war damals wichtig. Und wenn man eine neue Speiche brauchte, dann konnte man eigentlich davon ausgehen, dass der eine Radladen in Manacor genau die nicht hatte. Oder einem gleich zehn Stück davon zu Mondpreisen andrehen wollte. Heute gibt es in jedem Radverleih mindestens was von Assos zu kaufen. In Alcudia betreiben die Schweizer sogar ein Outlet. Bei Bedarf kauft man sich hier dann eine Winterjacke. Und wer mag, kann sich auf dem Marktplatz von Petra schon mal für seinen Maßrahmen von Pasculli vermessen lassen. Inkl. der einen oder andere Anekdote von Maik Kresse, der hier im Frühjahr residiert. Wem das noch nicht genug ist, der kann sein Taschengeld im Rapha Store in Palma verbraten. Schicker Laden über zwei Etagen. Vermutlich ist die Kohle bei den meisten schon nach Kaffee und Kuchen alle. Wer dann noch was hat, kann sich aber gern noch eine Windjacke „Made in China“ kaufen und dabei den Giro gucken. Oder Leute. Hier findet man nämlich ein ganz eigenes Publikum. Etwa den Ami, der komplett ausgestattet ist, natürlich mit Funk schaltet und sofort von seiner Woche in Girona erzählt, wo er ja viel Kopfsteinpflaster gefahren sei. Deshalb klappere jetzt auch sein Steuersatz. Den Unterschied von Torx zu Inbus kannten aber weder er noch die Schönheiten hinterm Tresen. Und den Ahead Steuersatz bekommt man halt nicht gekontert, wenn da ein Spacer flöten gegangen ist und der Schaft jetzt zu lang. Egal, er rollte trotzdem wieder glücklich vom Hof mit seinen rosa Applikationen. Wie hieß das mal in einer Kreditkartenwerbung? Unbezahlbar. Was sich auch zum Positiven verändert hat, ist die Versorgung mit guten Getränken. Die schrecklichen Kaffeeautomaten im Hotel muss man nun wirklich nicht mehr frequentieren. Guten Kaffee bekommt man nämlich inselweit. Etwa im MA-13 in Sineu . Wie sollte es anders sein, natürlich aus einer blitzblanken Maschine von Rocket. Nett wohnen kann man hier auch. Mehr gibt es an dieser Stelle aber nicht zur Herberge von Jan Eric, sonst ist der nur noch ausgebucht und ich bekomme da nie wieder ein Zimmer ab. Wer abends gutes Bier liebt, der wird auch endlich fündig. Und zwar nicht mehr bei San Miguel, Cruzcampo oder Warsteiner. In Alcudia gibt es nämlich eine wirklich kleine und gute Craft Beer Brauerei. Die Beer Lovers Mallorca verstecken sich hinter eine großen Holztür in der Altstadt. Im Innenhof gibt es einen wirklich kleinen Biergarten, der freitags und samstags öffnet. Anklopfen kann aber auch während der Woche helfen, wenn man zwei oder drei Flaschen rausholen möchte. Sonst hat der Laden links daneben auch alles zum Mitnehmen – gekühlt. Mein Favorit: Das Double India Pale Ale. Was sich deutlich in Richtung Industrie entwickelt hat, ist der Radtourismus auf der Insel. Und es ist dankenswerterweise internationaler geworden. Gab es auf ein „Moin“ früher zumindest ein „Servus“ oder „Hoi“ zurück, waren es dieses Jahr gefühlt ¾ Cyclotouristen aus UK auf dem Rad. In ihrer Jugend haben die offenbar alle Rugby gespielt, jetzt überwintern Sie aber schon seit Jahren im Pub– um dann in Frühjahr Farbe auf dem Rennrad zu tanken. Fair enough! Auf einigen Strecken wird es dadurch aber echt zu voll. Etwa von der Tankstelle bei Lluc runter nach Selva. Da wird es dann schnell gefährlich, weil sich nicht nur die Autofahrer, sondern auch fast alle Radfahrer ganz grausam in ihren Fahrkünsten überschätzen. Eigentlich ein Wunder, dass dort jedes Jahr nicht noch viel mehr passiert. Morgens in Playa de Muro sieht es aus wie auf dem Hamburger ZOB, wenn alle in die Feiertage wollen. Damit man sich hierbei nicht verläuft, wird auch alles gut ausgeschildert. Was einen reitet, den ganzen Tag in der Einerreihe über die Insel zu Zuckeln und immer auf den Hürzeler Turnbeutel des Vordermanns zu gucken, erschließt sich mir jedoch nicht. Noch was für die Materialliebhaber: früher war es mal was Besonderes, ein Carbonbike leihen zu können. Heute steht man teilweise vor der Wahl, ob das Cervélo S 5 mit e-Tap oder Di2 schalten und mit Felgen- oder Scheibenbremsen verzögern soll. In diesem Sinne: immer schön vorsichtig fahren, ob nun im Trainingslager oder zuhause. Comments are closed.
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Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
September 2024
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