Hier ist er endlich, der schon viel erwartete Blog zum diesjährigen „King of the Lake“ rund um den schönen Attersee. Ich habe mir extra ein paar Tage Zeit gelassen, um das Ergebnis neben der endlos langen Rückfahrt und aktuell eh zu viel zu tun erstmal einordnen zu können. Ein ständig Gatorade-süffelnder YouTuber mit Triathlon-Ambitionen meint ja immer, das nehme den nicht so richtig geilen Rennen ein wenig die Brisanz. Leider ist das totaler Käse, genauso wie der Ansatz, nur mit Gatorade Hawaii zu gewinnen. Ich bin nämlich immer noch nicht happy mit meinem Abschneiden und meiner Platzierung gesamt (aktuell 17. Platz). Dass ich das Rennen vermutlich nie wieder gewinnen werde wie 2018 mit blöden zwei Sekunden über einer Stunde war mir auch vorher klar, aber diese verdammte Stunde für die 47 Kilometer will ich nochmal knacken bevor ich in Rente gehe. Ich bin mir tatsächlich immer noch sicher, dass ich das kann. Die Tage und Wochen vor dem Rennen liefen nämlich so gut wie selten in den letzten Jahren. Und damit steigt natürlich die Vorerwartung von innen und außen und offenbar bei mir auch ein wenig die Selbstüberschätzung. Obwohl die Pizza echt lecker war. Das Rennen lief anfangs erstmal wie am Schnürchen, ich war total in meinem Tunnel, der Kopf war unten und der Sabber lief fleißig am Kinn runter. Live konnten das alle per Stream und auf der Großbildleinwand im Zielbereich sehen. Wer mag, hier bei 3 Stunden 13 geht das nochmal so richtig ab: Kommentar der beiden fachkundigen Kommentatoren: „Baranski kann wohl beim Fahren nicht schlucken, schön sieht das nicht aus. Das muss man auch erstmal eine Stunde durchhalten“. Jungs, eure Sorgen hätte ich in dem Zustand gern mal. Was ich in dem Moment überhaupt nicht auf dem Schirm hatte war, dass Christoph Strasser zwei Minuten hinter mir auf die Strecke gegangen war. Im Vorstart meinte noch einer, das würde wohl schwer für ihn, mich da einzuholen. Und ich so: „Also wenn der das schafft, kann ich ja gleich aufhören, das wird nicht passieren.“ Auch wenn ich ihn im Vorfeld mehrfach als Favoriten abgestempelt hatte (das wollte da noch keiner hören), klangen 120 Sekunden schon krass. Zudem ist er mittlerweile mit geilem Kram aus meinem derbaranski.shop unterwegs ist und er hat auf fast alle meine Tipps gehört , die ich ihm für den 24-Stunden-Weltrekordversuch auf den Weg gegeben hatte. Wer mag: hier und hier gibt es noch die beiden Sitzfleisch-Podcast-Folgen mit uns zwei samt Flo zum Thema mehr Speed mit gleichviel Watt. Offenbar kamen die gut an, so oft wie er und ich dazu Feedback bekamen. Na ja, und dass ich mir damit ein ziemliches Ei gelegt hatte, war klar, als er nicht platt aus Amerika wiederkam, sondern frisch erholt aus dem Urlaub, weil er schon bei der Generalprobe vor Wochen den Rekord aufgestellt hat und gar nicht mehr Anfang September in den USA starten musste. Na supi! Das alles hatte ich aber die ganze Zeit ausgeblendet und fühlte mich auf der Runde Anschlag um den See den Umständen entsprechend großartig. Bis nach grob vierzig von geplanten sechzig Minuten ein Typ in Gelb wie ein Motorrad an mir vorbeizog. Im Stream passiert das bei 3:38. Fuck, das war der Straps, der mir in dem Moment einen grandiosen Nackenschlag verpasste, an dem ich erstmal ein paar Minuten knabbern musste. Da war er schon wieder außer Sichtweite – und ich kam mir vor wie ein Anfänger. Sowas muss man unter Volllast erstmal verarbeiten und dann ganz schnell wieder ausblenden, einen motivationalen Dämpfer hat mir das Ganze bis zum Ende aber leider doch verpasst. Ich habe mich dann irgendwann daran erinnert, was ich großer Meister anderen Piloten immer predige: „Konzentriere dich nur auf dich und dein Rennen und blende die anderen Typen komplett aus“. Falls ich nochmal ein Buch schreiben würde, dann stünde das da sicher ganz fett drin. In meinem aktuellen Buch steht genau das übrigens auf Seite 47. Meine Liebste, die dieses Jahr erstmalig auch dabei war und eigentlich immer Recht hat, meinte hinterher ganz schnell, dass ich das Jammern aufhören solle, weil ich genau das mit dem Überholen ja auch dauernd anderen, langsameren Leuten antun würde. Wer sich angesprochen fühlt, sorry also dafür mal an dieser Stelle. So, und der Rest vom Schützenfest ist dann schnell erzählt. Ich bin in meinem Rhythmus weiter gekachelt, wenn auch nicht mehr mit der letzten Portion Biss, die man hier immer schon gebraucht hat, um ganz vorne zu landen. Ganz vorne landete auch der Strasser nicht, sondern wieder mal, wenn auch knapp, Kollege Häckl aus Hilpolstein, der vorher noch in klassischer Radfahrermanier tiefgestapelt hatte, dass es dieses Jahr nichts werden würde, weil keine Form und so weiter, bla bla bla. Geglaubt habe ich das eh nicht, du Spaßvogel.
Mir blieb dann in der Summe Platz 17 und zwar deutlich über 2 km/h langsamer als der King. Die Ergebnisliste dazu gibt es hier. Meine Zeit war das erste Mal vor Ort überhaupt über einer Stunde und einer Minute und da habe ich natürlich erstmal Frust geschoben im Campingstuhl. Woran das jetzt lag? Ja nicht an mir, meine Leistung war seit 2018 alle vier Jahre in etwa gleich. Allerdings hat sich das Niveau der Starter an der Spitze deutlich gehoben, kein Wunder bei dem Event. Der rest war dann wohl der Wind, das himmlische Kind oder sonst irgendwas außerhalb meiner Reichweite. Und dann sind mittlerweile jede Menge Leute mit getunten Material am Start, siehe Häckl und Straps mit Zeugs von mir, und der eine oder andere liest hier offenbar seit Jahren mit und wird alleine schon mit gleicher Leistung schneller, siehe wieder den Strasser. Wenn da dann noch jemand Potenzial hat und sich physisch weiterentwickelt, siehe Häckl, dann habe ich mit mittlerweile 51 halt doppelt die Arschkarte gezogen, weil das bei mir in den nächsten fünf bis zehn Jahren eher nicht mehr passieren wird. Andererseits: Wenn ich ein paar junge Leute zum Sport an der frischen Luft bewegen kann, dann habe ich ja auch ein Ziel erreicht. In diesem Sinne, macht bitte alle so weiter und fröhliches #fratzengeballer, an meine Visage unterwegs kommt garantiert niemand von euch ran! Nächster und letzter Stopp jetzt: das Monsterzeitfahren in Almere am kommenden Sonntag, da geht es nach den 47 Kilometern vom letzten Samstag noch 90 Kilometer weiter geradeaus und gegen den Wind. Danke an sportograf und fotorika für die Bilder und die Atterbiker für ein weiteres Jahr KOTLn!
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Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
Februar 2025
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