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Der Baranski meets Tobias Erler

20/1/2020

 
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Heute geht es hier ausnahmsweise mal um ein Ausnahmetalent. Aus dem Augenwinkel kenne ich den Sportsfreund schon ziemlich lange, zum ersten Mal gesprochen haben wir aber erst letztes Jahr nach dem „King of the Lake“ Zeitfahren am Attersee. Lange und intensiv und am Bierstand. Und auch wenn ich mich am nächsten Tag nicht mehr an jedes Wort erinnerte war klar, dass über den hier im Blog mal was gehen muss: willkommen also bei Curry Pommes, Tobias Erler.

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Wer hier ab und zu mitliest, der wird erinnern, dass ich jedes Jahr in Roth als Radfahrer in der Staffel dabei bin. Wem das nichts sagt: Roth ist bei Nürnberg und da findet jedes Jahr ein großer Triathlon statt. Quasi als Rahmenprogramm gibt es da einen Staffelwettbewerb, bei dem an der Spitze von zirka 600 Staffeln gute Schwimmer, Radfahrer und Läufer ihre Disziplin auf der Langdistanz absolvieren und nachher gibt es auch da eine Gesamtwertung. Und das Niveau ist hier so hoch wie sonst bei keiner Staffelaustragung: da liefen schon Kenianer den Marathon, die deutsche Spitze im Freiwasserschwimmen gibt sich die Ehre und beim Rad-Part sind schon ganz viele gestandene große Meister jämmerlich verreckt, weil 180 Kilometer allein halt 180 Kilometer allein sind. Inklusive Wind, der spätestens auf der zweiten Runde immer von vorne kommt. So zumindest mein Eindruck der letzten 17 Jahre.

Ich fand mich irgendwann schon ziemlich gut, als ich da immer so bei 4 Stunden 30 ins Ziel kam. Das ist glatt ein vierziger Schnitt. Bei mir hat das aber locker so acht Teilnahmen gebraucht. Bei einer Austragung hatte ich mal den gesamt schnellsten Schwimmer aller Teilnehmer (Moin Kunzi!) und war deshalb recht früh auf die Strecke gegangen. Am Kalvarienberg, das ist da die längste und steilste Steigung, flog plötzlich einer an mir vorbei, von dem ich dachte der hat nicht alle Tassen im Schrank. Im Wiegetritt, grob so meine Größe und eindeutig gerade voll am Überzocken. Eindeutig ein Hornochse. Viel Spaß beim Verrecken noch!

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Und das war Tobi Erler. Überzockt hat der da nicht. Er war am Ende einfach eine halbe Stunde schneller als ich und fuhr knapp unter vier Stunden. Bevor ihr rechnet: das ist ein 45er Schnitt. Das Beste daran: das war genauso geplant und auf Ansage. Noch besser: das hat der so danach noch ein paar Mal abgeliefert.

Wie das geht? Also laut seinem Staffel-Teamchef Lifty hat der Erler am Vorabend drei Weißbier getrunken, je 60 Kilometer eins. Und von den zwei Trinkflaschen am Rad war nachher noch eine voll. Nach vier Stunden Ballern. Sowas geht eigentlich gar nicht und/oder natürlich nicht ohne eine entsprechende radsportliche Vorgeschichte und sowas wie eine jahrelange Grundlagenausbildung, die so aber auch nur bei ganz wenigen funktionieren wird. Herr Erler ist nämlich vorher auf Profi-Niveau Radrennen gefahren. Zwar nie auf ganz hohem Niveau und auch „nur“ als Mischung von Studium und Radsport, aber doch auf der ganzen Welt. Nach der U23-Bundesliga ging es unter anderem zur „Tour de Taiwan“, der „Tour of Malaysia“ und er fuhr in Iran für ein Team von dort Rennen. Allein die ganzen Stationen und Stories dazu würden aber den Rahmen hier sprengen.

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Wobei ich aber hellhörig wurde und nachfragen musste, war seine Zeit beim „Team Lamonta“ aus dem schönen Rheda-Wiedenbrück, für das er 2007 und 2008 fuhr. Wem das nichts mehr sagt: das war ein Sammelbecken für so illustre Fahrer wie Hondo, Schuhmacher, Kopp und Sievers. Wie ich das von Tobi verstanden habe, haben sich die Fahrer dort nicht unbedingt gegenseitig zum Geburtstag besucht. Und was teamübergreifendes Richtung Doping gab es da laut ihm auch nicht. Herr Erler fuhr allerdings auch in der Bundesliga schon gegen solche Namen wie Ulle, Sinkewitz und Jaksche. Und das so oft gehörte Argument, man habe ja nicht beschissen, weil alle anderen auch gedopt hätten, das lässt er so auch nicht stehen. Schließlich gab es genug talentierte Fahrer, die deswegen aufgehört hätten, weil sie keinen Bock auf Nachhelfen gehabt haben. Und die Bescheißer haben halt mit dem Geld, das sie voll wie ein Eimer eingefahren haben, schön ihre Häuser bezahlt. „Im Nebenhirn blöd“ war ein Zitat, das mehrfach zu der Mischpoke fiel.

Nun ist es immer so eine Sache, Leuten so etwas abzunehmen. Ich habe mir vorher aber schon groß und breit angehört, wie sehr ihn das genervt und auch getroffen hat, als damals beim ersten Ritt unter vier Stunden ein anderer Radprofi (der danach auch nie wieder in Roth auftauchte) an seinem Hinterrad gelutscht hat und mit einer ähnlich schnellen Zeit ins Ziel kam. Und dann alle dachten (ich übrigens auch!), die hätten gemeinsame Sache gemacht, was naheliegend war bei der Leistung. So recht seinen Frieden damit hat Tobi dann aber die Jahre danach gefunden, als er das noch ein paar Mal alleine hin gezimmert hat.

Mein Eindruck: hier hat einer den wahren Wert und die Bedeutung von Sport verinnerlicht. Außerdem hat er für sich, seinen Vater und seine Peers meinen halben Shop mit „doper stinken. alle. immer!“ Klamotten leergekauft.

Was ihm dabei hilft, sauber weiterzumachen und nicht aufzustecken? Erstens, dass man realisiert, was einem der Radsport gibt und was ohne den fehlen würde. Und dann, dass man das Rad-Profitum nicht als seligmachendes Endziel ansieht, sondern eine Phase, nach der man noch ein ziemlich langes Leben vor sich hat. Schönen Gruß an dieser Stelle mal an alle Eltern, die es als oberstes Ziel für den Nachwuchs sehen, auf Teufel komm raus Radprofi zu werden!
Erler ist mittlerweile nämlich Lehrer für Mathe – und, wen wundert es, Sport. Die Kombination Radsport und Studium war dazu ja jahrelang die passende Kombi für ihn, inklusive der Querfinanzierung des Studiums per Rennen fahren.

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Apropos Lernen: früher hat der Erler auch trainiert wie ein Büffel, 30.000 Jahreskilometer waren da drin, halt alte Schule. Die letzten Jahre war das deutlich weniger, dafür aber strukturierter und mit mehr Auge auf der Erholung. 15.000 reichen offenbar auch, um neben andauernd und mit viel Vorsprung bayrischer Meister im Einzelzeitfahren zu werden mit der Truppe vom RSC Kempten die Kriterien im Süden zu dominieren. Erler dazu: „Früher war ich halt viel zu oft sediert vom Training“. Unter anderem wohl auch noch das eine Jahr, als es in Roth „nur“ zu einer 4,12 gereicht hat.

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Interessant bei den ganzen Erfolgen auf dem Rad: angefangen, so richtig Rennen zu fahren hat er erst mit 18, auch wenn seine Familie schon vorher aktiv in dem Bereich war. Sein Papa fährt selbst auch immer noch. Dafür hat er vorher alles andere mal probiert: Triathlon als Einzelstarter, Motocross, Kraftsport, Schwimmen und Feuerspucken.


Und jetzt eine frohe Nachricht für alle Elite-Fahrer im tiefen Süden: er hat 2019 seine aktuelle Amateurzeit beendet. Allerdings nicht, ohne sich letztes Jahr nochmal so richtig mit dem Rad zu semmeln: mit 40 ging es in ein Auto rein, das war dann kaputt. Dafür mussten sie ihn auch per Helikopter wegbringen, Beckenbruch und so weiter. Was hier jetzt so lustig klingt, war aber ein ganz schön harter Stiefel. Eine Woche nach dem Sturz saß er allerdings schon wieder auf Hometrainer. Und am Attersee fuhr er dann auch schon wieder deutlich unter einer Stunde für die 47 Kilometer. Sowas muss man auch erst mal können und wollen. Erler dazu: „Für mich ist Radsport DER Sport, den du dein Leben lang machen kannst, Freiheit erlangen. Man muss das lernen.“

Soviel ich weiß, sucht er übrigens für den ein oder anderen „sporadischen“ Zeitfahreinsatz – und ich fürchte auch für die Challenge in Roth – noch ein Rad mit Aero-Lenker dran. Was ganz Rudimentäres reicht da sicher. In der Zwischenzeit wandert Tobi vermutlich mit Schneeschuhen von Tittmoning nach Petting oder Fucking und jagt Gämse. Oder er hackt zumindest oben ohne das Brennholz. Für den Winter reicht das für den ja eh, um in Form zu bleiben.

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Was kann der Normalsterbliche jetzt hiervon mitnehmen?
  • Unbequem aber war: es gibt immer wen, der besser ist als man selbst. Und danach kommen dann immer mal solche Überflieger wie der Erler on top.
  • Man muss nicht immer leben wie ein Mönch, um ordentlich was rauszuhauen im Sport.
  • Immer schon meine Rede: es kommt nicht drauf an, möglichst früh mit einer Sportart anzufangen um so richtig gut in was zu werden. Spezialisieren kann man sich später immer noch.
  • Ähnliche Kerbe und von mir auch schon oft reingehauen: zu viel Training in Kombination mit zu wenig Ruhe macht euch nicht schneller sondern schlapp. Und ihr seid alle keine Profis.
  • Nicht alle in einem dopingversifften Team sind zwangsläufig die gleichen Arschgeigen.
  • Wenn Tobi am 5. Juli am Start an der Lände ist: alle anderen Staffel-Radfahrer werden maximal Zweiter, egal wie wenig er angeblich vorher trainiert hat. In diesem Sinne, wir sehen uns Herr Erler!

Die Bilder stammen größtenteils aus dem Fotoalbum der Erlers, danke dafür.

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    Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist  mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
    Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck  überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world!

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