Was lange währt, wird irgendwie auch ganz gut Am Wochenende war es endlich so weit, der erste Ableger der Gravel Fondo-Serie ging scharf und zwar die Austragung Hamburg. Corona-bedingt noch nicht so richtig als Event mit einer großen Gruppe zu einer Uhrzeit, aber schon tausendmal besser als immer nur virtuell und remote wie in den letzten zwölf plus Monaten. Alle die sich auf www.gravelfondo.de angemeldet hatten, bekamen den GPS-Track am Abend vorher per Mail und konnten dann am Wochenende ausgehend vom Hof Overmeyer die südlich von Hamburg gelegene Heide unter die Reifen nehmen. An dem Kurs habe ich ein gutes Jahr geschnitzt, ursprünglich sollte die Austragung im Mai 2020 über die Bühne gehen, aber dann krempelte Corona alles auf links. Rausgekommen sind gut 80 Kilometer Offroad vom Feinsten, und wenn sich jetzt nicht noch jemand rührt und was anderes behauptet, dann fanden die wohl auch alle ganz gut. Haushahn gegen Voss Spontan hatte die Gravel Fondo-Crew aus Stuttgart noch zwei zumindest radsportliche Schwergewichte aus Berlin verhaften können, die sich die Ehre gaben. Zum einen den Votec-Teamfahrer Thorben Haushahn, der dieses Jahr erstmalig für sein eigenes Team fahrradfreund:innen Berlin bei Straßenrennen startet und auch schon das erste Podest in der Tasche hat. Und dann einen der ersten deutschen Gravel-Profis, Bundesliga- und Besenwagenfahrer sowie angehenden YouTuber, Herrn Paul Voß. Der wollte kürzlich eigentlich bei Unbound Gravel (ehemals Dirty Kanza) in den Staaten starten, das wurde dann aber nichts wegen Visum oder so. „Liquid Sunshine“ – Sommer in und um Hamburg herum Und so gab es stattdessen für Paul eben Dirty Heide statt Dirty Kanza. Pünktlich zum geplanten Losfahren gab es nämlich das typische Hamburger Schmuddelwetter, was dann auch bis zum Nachmittag einfach da blieb. Wer bis zum Sonntag wartete, hatte von oben mehr Glück, von der Seite blies der Wind aber weiter ganz schön kräftig. Hamburg halt. Hieß es beim Losfahren noch „wir können ja auch alle zusammen fahren“, änderte sich das auf den ersten paar hundert Metern rapide. Als wir in den ersten sanften Anstieg im Wald einstiegen, zündeten die beiden Granaten vorne den Turbo und hinten platzte ein Kandidat nach dem anderen raus. Mein Tipp: Das Zitat oben ist das neue „ ich fühle mich heute gar nicht und habe die Woche kaum trainiert“. Fair enough, die beiden waren halt angereist, um einen auszuheizen und uns dahinter so richtig schön einen einzuschenken. Mithalten konnte da kaum noch einer, außer einem mysteriösen Mann in Gelb (nicht ich, ich trage Neongelb). Bastelstunde „in the woods“ Nach zehn Minuten saßen die beiden Protagonisten witzigerweise auf einem Baumstamm und bastelten irgendwas an ihren Schuhen rum. Wir sind schnell weiter in der Annahme, dass das Tempo von hinten gleich wieder anziehen würde. Auch als Profi geht eben nichts über ein funktionierendes Multitool an Bord. Vorne zu dem Zeitpunkt allein auf weiter Flur: der mysteriöse Mann in Gelb. Dass es offenbar nicht nur ein bisschen genieselt, sondern so richtig gegossen hatte, merkten wir, als wir durch meterbreite Wasserlöcher mussten, die da am Vortag noch nicht waren (ich schwör!). Und statt von hinten überrollt zu werden, sammelten wir ein paar People ein, die wir uns auf dem Track gegangen waren. Das Tempo pendelte sich dann bei zügig ein, schon noch in der Erwartung, dass ein Express kommen würde, auf den man vielleicht aufspringen kann. Sprich wir waren für mich die ersten zwei Stunden viel zu schnell unterwegs. Klasse statt Masse Wie sich hinterher herausstellte, hatte der Herr Voß den Tag aber vermehrten Basteldrang und Herr Haushahn wartete sportlich fair jedes Mal daneben. Deshalb kam erstmal ganz lange nichts. Als Thorben uns dann kurz vorm südlichen Wendepunkt in der Heide einsammelte und sofort stehenließ, zogen wir auch praktisch erstmal die Parkmarke und tauschten den Latex-Schlauch gegen einen neuen aus (nicht ich, ich fahre im Wald ohne Schlauch). Kurz danach kam dann auch Paul über das Pflaster an uns vorbei gebrettert wie ein junger Gott. Sah auf jeden Fall gut aus. Keine Ahnung, ob wir ohne die Panne auch unter drei Stunden hätten bleiben können, jetzt kann ich es ja aber sagen, ich war heilfroh, dass mal Pause war. Beim Scouten der Strecke habe ich diese gemeint auch schon immer zügig in vier Stunden gefahren. Nach dem Wiederanfahren hat es dann wieder peng gemacht und zwar bei mir in den Beinen, sodass die Reisegruppe Becker dann zu zweit weiterbraten musste und mein Kumpel Matten und ich uns eigestehen mussten, dass es immer noch drei bis vier Klassen über einem gibt (mindestens), auch wenn man sich verdammt stark fühlt. 25 Kilo weniger sind natürlich auch eine Option. Der Rest ist dann schnell erzählt, wir haben immer mal wieder ein paar Graveller überholt, die wohl auch auf unserem Track unterwegs waren und am Ende waren wir beide froh, als wir bei Overmeyer ankamen, inklusive Krampf und Co. Gravel Fondo gab da spontan noch was aus, es wurde ganz kurz und mit Abstand geplauscht und danach ging es ab nach Hause in die heiße Badewanne. Die Endabrechnung Was das „Klassement“ anging, sah es dann so aus: Paul war Erster in gute zweieinhalb Stunden. Als wir auf dem Parkplatz aufliefen, war er schon wieder wie aus dem Ei gepellt. Thorben war minimal langsamer und komplett mit Dreck gepökelt, er hat wohl ein paar Bodenproben genommen. Fairerweise muss man dazu sagen, dass er mit einem Allround Renner von Votec unterwegs war und an dem Tag wohl mit die schmalsten Reifen am Rad hatte. Und für sowas hatte ich die Strecke eigentlich nicht gedacht. Dazwischen lag noch der Mann in Gelb, der kurz vorm Ziel noch von Paul eingesackt wurde und der hier oben im Norden nach Belieben alles zu klump fährt, was mit ihm losfährt. Dafür hat er kein Insta. Hut ab dafür, Herr Mortensen! Danke an dieser Stelle noch an Kerstin Overmeyer für die Location und vor allem ihre Geduld der letzten 15 Monate. Und Kudos an die beiden Fotografen Janine und Justin, die nicht nur wie Hase und Igel überall auf der Strecke gleichzeitig waren, sondern die bei 400 Watt einhändig und offroad neben uns her fahren konnten und gleichzeitig aus der Hüfte noch jede Menge geiler Bild gemacht haben. So, und wer jetzt auch Bock auf sowas hat, nächstes Wochenende geht es weiter in Offenbach mit 8000 Watt und danach noch bundesweit bis in den September. Mit Glück dann auch bald wieder mit ganz offiziellen Finisher-Bier. Die Termine und alles zur Anmeldung findet ihr hier . Und wer einfach auch mal ein bisschen im Sand spielen möchte, den Track und alle, die noch zur Serie gehören, findet ihr jetzt hier bei Komoot. Ach ja, zum Wetter: Heute sind hier 26 Grad und Sonne. Bisschen zu warm zum Radfahren, heute ist Ruhetag. Bilder copyright @gravel_fondo @mianzirei @justincrudolph
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Hier geht es um Sport an der frischen Luft! Dabei ist mindestens ein Fahrrad involviert und manchmal geht auch was kaputt. Sei es an Mann oder Maschine.
Da ich im Norden lebe, ist es zehn Monate im Jahr kalt und nass . Die Radfahrerbräune bleibt dabei auf der Strecke. Dafür klebt der Dreck überall und die Rotze gern mal quer. Was mir dabei durch den Kopf geht oder auf der Strecke bleibt, findet ihr hier bei mir im Blog #fratzengeballer. Also, welcome to the real world! Der Baranski Archiv
September 2024
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